Erneut steht der kommunale Bestand an über 80 Wohnungen auf der Tagesordnung der Gemeindevertretung. Eigentlich ein altes Problem, für welches es schon seit 1990 keine solide Lösung gibt. Ehrlich gerechnet deckten die Einnahmen noch nie die Ausgaben und konnten die Zuschüssen den Substanzverbrauch nur hinauszögern. Gestiegene Baukosten wie auch deutlich höhere energetische Anforderungen zwingen nun dazu, das bisher praktizierte Vorgehen kritisch in Frage zu stellen. Mit Sanierungskosten von teilweise mehr als 5.000 Euro pro m2 liegen diese bereits über den Kosten für Abriss und Neubau. Damit wird zugleich das Ziel einer sozial verträglichen Ausgestaltung der Mietpreise immer unrealistischer. Denn die Sanierung der Objekte einkalkuliert, müssten gut 18 Euro Kaltmiete erhoben werden. Ohne Sanierung wächst hingegen der Anteil der Unvermietbarkeit und sinkt der Wert des gemeindlichen Anlagevermögens.
Hinzu kommt die nüchterne Erkenntnis, dass selbst die um das Jahr 2000 herum durchgeführte Modernisierungen bereits verschlissen sind und den aktuellen Standards nicht mehr genügen. Dämmstoffe lösen sich auf, Isolierfenster werden undicht, Elektroanschlüsse sind für Wärmepumpe und PV-Anlage nicht mehr ausreichend, Leitungen neigen zur Leckage und Abflüsse sind wieder zugesetzt. Die Liste der Probleme wird immer länger und lässt die früher übliche Instandsetzung nach Bedarf nicht mehr zu. Die Beständigkeit neuerer Materialien und Bauteile zeigt sich zudem geringer und deren Austausch wird folglich in kürzeren Abständen erforderlich. Eine ganzheitliche Betrachtung des Problems mündet für die meisten der 13 Wohngebäude in einer Kernsanierung und lässt sich aktuell mit Kosten von über 13 Mio. Euro beziffern.
Zu viel Geld in zu kurzer Zeit. Denn auch die Umstellung auf eine fossilfreie Wärmeversorgung von Kitas, Schulen und Sporthallen wird weiterhin hohe Investitionen in Dämmung sowie Heizungs- und Lüftungstechnik erfordern. Die bittere Konsequenz der verschärften Vorschriften: Prioritäten müssen neu gesetzt und Entscheidungen können nicht weiter vertagt werden. Für tragfähige Lösungen dürften meist Neubau vor Sanierung sowie Mehrfachnutzen vor Einzellösung die Grundlagen sein.
Ihr Bürgermeister
Marco Rutter