Kommt der Bus bald öfter?

Irgendwie haben derzeit alle Kandidaten für das Bürgermeisteramt die Verdichtung des Bustaktes auf der Agenda. Ohne Zweifel wäre ein kürzere Wartezeiten an den Haltestellen wünschenswert. Aber wie realistisch ist dieses Ziel überhaupt? Schauen wir ins Detail.

Federführend für den Busverkehr ist der Landkreis. Dieser schreibt Mobilitätsleistungen öffentlichen aus und schließt dann mit dem Bieter einen Verkehrsvertrag. Zuletzt erfolgte dies mit dem Betreiberwechsel zum 01.01.2017 für die Vertragslaufzeit von 10 Jahren. Eine Kündigung dieses Vertrag wäre nur bei schwerwiegenden Verstößen gegen die im Vertrag geforderte Qualität und Quantität möglich. Zwar sind im Nachgang Anpassungen des Fahrplans durch den Landkreis möglich, nur wird dieser an einer Stelle im Landkreis ausgeweitet, dann muss an anderer Stelle gekürzt werden.

Nun gut, dann muss der Vertrag eben erweitert werden. Gegen mehr Geld kann doch das bestellte Verkehrsunternehmen nichts haben? Bedenken kämen wohl eher aus dem Kreistag, aber nicht nur. Denn die kurzfristige Beschaffung zusätzlicher Busse und die langfristigen Aufwände für Wartung und Pflege lassen auch den Bedarf an zusätzlichen Dienstleistungen ansteigen. Noch schwieriger zu lösen wäre aber die Einstellung zusätzlicher Busfahrer, denn dies gelingt schon heute nicht in ausreichendem Umfang. Selbst die Berliner Verkehrsbetriebe sehen sich inzwischen gezwungen pensionierte Busfahrer auf 450-Euro-Basis zu gewinnen. Nach Aussage der Verkehrsverbände summiert sich der Personalmangel bis 2020 bundesweit auf gut 10.000 Busfahrer. Die anhaltende Diskussion um Dieselfahrverbote und eine flächendeckender Ausweitung des Nahverkehrs wird diesen Trend weiter verstärken.

Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Branche begeistert nach dem rettenden Strohhalm des autonomen Fahrens greift. Alle namhaften Hersteller und auch einige pfiffige Startups haben sich dieser Thematik inzwischen angenommen – mit unterschiedlichen Konzepten und Projektfortschritten. Technisch funktioniert heute bereits vieles problemlos, größerer Bedarf besteht eher bei den gesetzlichen Regelungen.

Das oben abgebildete Gefährt hört übrigens auf den Namen Olli. Und das ist kein Scherz, denn Olli redet mit seinen bis zu 12 Fahrgästen – immer freundlich und gut informiert! Selbst früh um 5 Uhr fallen ihm Komplimente leicht. Und Olli weiß bei Bedarf auch mehr – welches Restaurant sich für den Abend empfiehlt, ob die Angerscheune zu einer Veranstaltung lädt oder wann das nächste Heimspiel von Blau-Weiß auf dem Plan steht. Wo die Fahrt hingehen soll, dass entnimmt Olli dem Wunsch des Fahrgastes. Aktuell reichen Ollis Auge bzw. Sensoren aus, um auf eine festgelegten Fahrstrecke allen Hindernissen zuverlässig auszuweichen. Wo sich Olli gerade befindet verrät dabei jederzeit die App auf dem Smartphone. Aber in voraussichtlich 2 bis 3 Jahren wird Olli die Wünsche seiner Kunden vom Smartphone ablesen. Ein Klick am Frühstückstisch reicht dafür aus und der Shuttle zum Bahnhof steht zuverlässig vor der Tür. Spätestens dann ist Olli auch in der Lage, sehr flexibel auf individuelle Mobilitätsbedürfnisse zu reagieren. Sonntags die Gäste nach dem Familienkaffee zuverlässig zum Bahnhof – kein Problem! Zusätzliche Sammeltransporte vor und nach Kulturveranstaltungen in der Giebelseehalle – einfach und flexibel zu planen. Früher Schulschluss oder Projektwochen im Ort – lässt sich als Fahrauftrag einbuchen. Und selbstverständlich ist Olli auch Senioren gegenüber zuvorkommend, denn er öffnet seine große Tür barrierefrei.

Sicher nur ein Baustein zukünftiger Mobilität, aber ein faszinierender! Erste Erprobungen im Alltag sind bereits angelaufen – so etwa in Hamburg und Berlin, im niederbayerischen Kurort Bad Birnbach oder der brandenburgischen Kleinstadt Kyritz. Weitere Beispiele sind international zu finden. Gefördert wird diese Form der Mobilität übrigens in erheblichem Umfang durch Bund und Länder. Und wenn wir bei den Kosten sind, zumindest Olli wird zu großen Teilen am 3D-Drucker gefertigt und seine Produktion soll max. 12 Stunden dauern. Das senkt die Kosten auf etwa die Hälfte der Ausgaben für einen regulären Linienbus – trotz der verbauten Technik. Und auch die Folgekosten sind dank elektrischer Radnabenmotore überschaubar. Freundlichkeit gibt es bei Olli eh kostenfrei dazu. Freuen wir uns also auf die mobile Zukunft…

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