Wie weiter mit dem Nahverkehr…

Bereits 2017 beauftragte unsere Gemeinde eine umfassende Verkehrsuntersuchung. Deren Weiterführung wird dieser Tage abgestimmt und wird noch in diesem Jahr beginnen. Erstmals soll dann auch konkret betrachtet werden, welchen Anteil etwa überörtlicher Verkehr am Gesamtaufkommen hat und welche Ziele im Ort bevorzugt angefahren werden. Derartige Auswertungen lassen Rückschlüsse für die zielgerichtete Verbesserung kritischer Kreuzungsbereiche zu, geben aber auch Anhaltspunkte für die Gestaltung des Busverkehrs.

Drängen beispielsweise zu bestimmten Zeiten Fahrzeuge aus umliegenden Gemeinden zum Bahnhof, dann kann ein direkter Shuttlebus eine attraktive und entlastende Lösung sein. Steuern hingegen zu anderen Zeiten Fahrzeugführer innerorts Schulstandorte, Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte oder unseren Verwaltungsstandort an, so lassen sich diese womöglich für ein flexibles Rundbussystem begeistern. Beide Zielsetzungen, die Sicherstellung der Zubringer- und Verteilfunktion an den Bahnhöfen wie auch die Gewährleistung einer inneren Erschließung unserer Gemeinde, sind hierbei gleichgewichtet formuliert und gehören konzeptionell zusammen.

Linien- bzw. Ortsnetze des ÖPNV sind zudem so zu konzipieren, dass sie räumlich und funktional ineinandergreifen. Die entstehenden Knotenpunkte gewährleisten so den Übergang zu anderen Formen von Mobilität – zum Schienenverkehr und angrenzenden Buslinien aber auch zum Fahrrad oder Auto. Die Vergabe vertiefender Prüf- und Konzeptionsleistungen adressiert deshalb den Ausbau und die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes, ebenso wie die gesetzlich vorgeschriebene Barrierefreiheit von Haltestellen und die Anbindung an das Radwegenetz. Zu klären ist obendrein auch die Erschließung unterversorgter Bereiche im Ort, die nur schwer von üblichen Linienbussen angefahren werden können.

Denn Mobilität ist längst kein Bedürfnis mehr, welches man durch die Etablierung eines Angebotes weckt. Der Bedarf an Bewegung wird vielmehr durch zunehmende Individualisierung von Lebensplanung und Tagesabläufen bestimmt. Folglich erhöht erst die Orientierung an Zielgruppen die Akzeptanz von Nahverkehrskonzepten. Dabei nicht zu unterschätzen: ÖPNV konkurriert immer mit dem individuellsten Verkehrsmittel überhaupt, dem im persönlichen Besitz befindlichen Auto. Nur vergleichbar schnelle und direkte Verbindungen als auch flexible und im Vergleich günstige Angebote stellen eine ernstzunehmende Konkurrenz für dieses dar. Was selbst Eltern- und Seniorengruppen in unserem Ort mit eigenverantwortlich organisierten Fahrgemeinschaften gelingt, das kann für uns keine unlösbare Aufgabe sein.

Dem wollen wir uns im nächsten Jahr stellen und sehen dafür auch entsprechende Haushaltsmittel vor. Leider konnte der in den letzten Monaten diskutierte Vorschlag einer Taktverdichtung des Busverkehrs keine dieser Fragen beantworten. Vorgesehen war und ist lediglich die Ausweitung von Bekanntem, ohne Anpassungen und Optimierungen von Zeiten oder Strecken, ohne Transparenz bei den Fahrgastzahlen aber mit zusätzlichen Problemen an ungenügend vorbereiteten Haltepunkten. Die dafür erheblichen finanziellen Mittel hätten zugleich den Spielraum für gründliche Planungen und die Entwicklung bürgernaher Konzepte genommen. Deshalb beschreiten wir hier einen anderen Weg, weiterhin in enger Abstimmung mit verschiedenen Verkehrsdienstleistern, den umliegenden Gemeinden und dem Landkreis.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

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