Das Problem des Kinderbauernhofes spitzt sich seit Jahren zu. Statt sich dieser Realität zu stellen und rechtzeitig gegenzusteuern wurden immer höhere Dosen des Schmerzmittels Geldzuwendung verabreicht. Bis auf gut 50.000 € hat sich der kommunale Beitrag so in diesem Jahr erhöht. Gesundet ist der Patient dadurch nicht. Zuletzt konnte er nur noch einen Bruchteil der vereinbarten Aufgaben erfüllen.
Diagnose: akuter Herzstillstand. Ab 01.01.2019 hat die Steremat keine Arbeitskräfte mehr für den Hof. Die Gründe habe ich bereits dargelegt. Für weitere Tabletten ist es nun zu spät. Mit betroffen sind davon auch die beiden Festangestellten der Steremat, die sich dort neuen Aufgaben stellen müssen. In enger Abstimmung mit der Firma haben wir frühzeitig dafür gesorgt, dass die Tiere aus dem Bestand des Fördervereins gesichert untergebracht sind. Einige der Tiere sind jedoch Privatbesitz und nur zur Pflege untergestellt. Hier kann die Gemeinde nicht für einstehen.
Schon im Mai haben wir uns der Situation angenommen, doch das komplette Ausmaß der Probleme ließ sich erst nach drei Monaten diagnostizieren. Die Suche nach einer Notfallmedizin lief selbstverständlich bereits parallel. So wurde mit dem Förderverein beraten, ob dieser für das Konzept oder zumindest Teile davon in Verantwortung treten könnte. Sogar der Umzug auf das alte Gelände in der Florastraße stand als Vorschlag im Raum, weil dies die Betriebskosten deutlich gesenkt hätte. Leider wurden Lösungsversuche in diese Richtung vom Verein als nicht leistbar dargestellt und dessen Auflösung zum Jahresende zu Protokoll gegeben.
Dies nicht akzeptierend, haben wir mit weiteren Interessenten um eine Weiterführung des Konzeptes gerungen – leider ohne Erfolg. Sogar die Einrichtung einer Kita auf dem Bauernhof wurde in Zusammenarbeit mit den zuständigen Sozial- und Gesundheitsämtern geprüft. Letztlich hätte aber auch diese Notmaßnahme die finanziellen Defizite nur weiter erhöht und das Ableben nicht mehr verhindern können. Notgedrungen galt es den Vorschlag des Fördervereins zu prüfen, kommunale Mitarbeiter einzustellen – für den gemeldeten Bedarf von 10 bis 12 Mitarbeitern und unter den Zwängen des Tarifvertrags. Grundlage für den Stellenplan war das vertraglich vereinbarte Konzept zum Betrieb der Umweltbildungsstätte. Die Vergütungen sind mit denen der Hausmeister und im pädagogischen Teil der Erzieher vergleichbar. So sind die bekannten 500.000 Euro begründet. Einbezogen wurden die arbeitgeberseitigen Lohnnebenkosten sowie tariflich zustehende Sonderzahlungen. Vorgeschrieben sind auch Schicht-, Sonder- und Feiertagszuschläge, die bei der Rechnung außen vor blieben. Unterhaltskosten des Hofes, der Ankauf von Futter und Arbeitsmaterialien addieren sich hinzu. Mithin kein kleines Problem und auch die Mittel des Notarztes sind begrenzt.
Die konstruktiven Gespräche mit unserer FAW-Schule als leistungsfähiger Geburtshelfer für ein neues Nutzungskonzept sind daher ein Lichtblick. Der Dialog mit weiteren Interessenten riss dennoch nicht ab, belastbare Pläne wurden uns angekündigt. Alle jedoch ohne Tierhaltung im bisherigen Umfang. Um aufkommenden Spekulationen vorzubeugen, keiner der Gesprächspartner geht davon aus, das bestehende Konzept fortzusetzen. Das zukünftige Angebot wird neue Eltern und damit ein anderes Gesicht haben. Die Schließung des Hofes war nie eine Option, wohl aber den Nachwuchs zu entwickeln und ein attraktives Umfeld zu schaffen für Familien und Vereine unseres Ortes.
Ihr Bürgermeister
Marco Rutter