Auch wenn der Titel etwas holprig kling, seit der Aufstellung des Ortsentwicklungskonzepts mit integrierter wohnungspolitischer Umsetzungsstrategie im Jahr 2017 ist der Bedarf unserer Senioren in den Fokus gerückt. Der Ruf nach kleineren Wohnungen, beherrschbaren Gartengrün und lebenswerter Nähe zu anderen Altersgruppen – insbesondere der eigenen Familie – dürfte zumindest den Teilnehmern der verschiedenen Arbeitsgruppen im Gedächtnis geblieben sein. Selbstverständlich spielte auch die gute Erreichbarkeit von Einzelhandel, Hausarzt oder Nahverkehr bei der Konzeptaufstellung eine Rolle. Erfüllung finden Senioren in verschiedenen Lebensphasen – beginnend mit mehr Zeit für den eigenen Garten, über den selbstbestimmten Alltag in einer Mietwohnung, der bedarfsgerechten ambulanter Hilfe im eigenen Haushalt bis zur Vollversorgung in einer Seniorenresidenz. Immer und in zunehmendem Maße spielen dabei eine aktive Gestaltung des Alltags, das Erlebnis von Kultur und der Austausch in Gemeinschaft eine Rolle. Hierauf muss Ortsentwicklung eingehen, ob bei der Bauleitplanung, der Anbindung von Geh- und Radwegen oder der Einordnung von Einzelhandel und Begegnungsstätten. Wohnen im Alter ist heute mehr denn je eine Frage von Lebensqualität, und Leben im Alter beginnt nicht erst mit stationärer Pflege. Wie groß der Bedarf inzwischen ist, dies offenbart der Blick in unser Einwohnermelderegister. So haben aktuell gut 3.800 Bürger unseres Ortes das normierte Rentenalter erreicht. In den nächsten 10 Jahren werden weitere 3.000 Mitbürger in diesen Lebensabschnitt folgen. Ohne weiteren Zuzug läge der Einwohneranteil der Senioren dann bei 45 Prozent.
Statistisch betrachtet nimmt der Pflegebedarf ab dem 80. Lebensjahrs zu. Bei den über 90jährigen sind bereits mehr als 60 Prozent auf regelmäßige Unterstützung angewiesen. Etwa ¾ des Pflegebedarfs wird heute zu Hause und in der eigenen Familie gedeckt, nicht selten begleitet durch ambulante Pflegedienste oder dem Betreuungsangebot in Tagespflegeeinrichtungen. Mit steigender Lebenserwartung und fortschreitendem Alter wird jedoch auch der Umzug in eine Seniorenresidenz zum Thema. Mit viel Engagement werden derzeit zwei derartige Einrichtungen in unserem Ort betrieben. Die insgesamt 105 stationäre Pflegeplätze decken schon heute nicht mehr die Nachfrage. Der höhere Bedarf ergibt sich aber nicht nur aus der demografischen Entwicklung im Ort. So häufen sich Anfragen von Senioren aus den dörflichen Regionen des Landkreises, denn Pflegedienste und Altenheime sind im ländlichen Raum kaum vorhanden. Zugleich zeichnet sich eine wachsende Nachfrage junger Hausbesitzer ab, die gern ihre Eltern in den Ort holen möchten. Der familiäre Zusammenhalt und die Nähe zu den Enkelkindern sind eben auch Ausdruck der angesprochenen Lebensqualität.
Um dem besser gerecht zu werden, brauchen wir dringend ein breiteres als auch attraktiveres Wohn- und Pflegeangebot. Und wir brauchen Platz für stationäre und ambulante Pflegedienstleistungen – nicht am Rand des Ortes, sondern als Teil des Miteinanders.
Ihr Bürgermeister
Marco Rutter