Wieder im Krisenmodus

Mit Beginn der Herbstzeit hat uns die Corona-Pandemie erneut überrollt, weitaus stärker und schneller als im zurückliegenden Frühjahr. Und mit dem Infektionsgeschehen haben auch die Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens wieder zugenommen. Sicher geht es Ihnen damit nicht anders als mir. Das ständige Tragen einer Maske nervt, Flaschen mit Desinfektionsmittel machen die Taschen schwer und rauben im Auto dem Kaffeebecher den Platz. Freizeitplanung endet meist schon mit der Recherche nach Kulturangeboten, das Aufzusuchen von Konzerten und Museen ist ohnehin nicht mehr möglich. Reisen in den Ferien oder Zusammenkünfte der Familie, der Blick auf die Karte der Risikogebiete lässt auch davon Abstand nehmen. Mit Lebensplanung – aktiv und selbstbestimmt – hat all dies nicht mehr viel zu tun. Mit dem Verzicht wächst zugleich der Frust. So wie Sie im Privaten oder in den sozialen Medien teils hitzig darüber diskutiert, landet der geballte Ärger auch auf meinen Tisch. Mit der Fülle von Argumenten gegen alles und jeden bleibt nicht selten die Sachlichkeit auf der Strecke. Es ist normal und menschlich, sich gegen Dinge zu wehren, die nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen. Es ist nur konsequent, wenn uns veröffentlichte Meinungen besser gefallen, die das eigene Empfinden bestärken.

Weiter bringt uns das aber nicht. Denn auch wenn es schwer fällt, der Krise müssen wir uns auch in den nächsten Monaten stellen. Dabei geht es nicht um die Qualität von Testverfahren und ab welcher Zahl der Erkrankten im Ort Besorgnis angebracht ist. Die Infektionen und leider auch schweren Krankheitsverläufe sind da. Die Geschwindigkeit der Entwicklung verlangt unsere Aufmerksamkeit, und welche Antwort wir darauf geben können. Einer Überforderung der medizinischen Versorgung müssen wir gemeinsam und energisch entgegenwirken, zugleich aber auch die Nebenwirkungen einer ungebremsten Infektionsausbreitung in den Blick rücken. Ohne den stabilen Betrieb von Kitas und Schulen leidet die Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft. Heimarbeit mit Kinderbetreuung hilft dagegen nicht. Wer aber kommt für die Finanzierung des Hauses auf, wenn Einkommen ausbleiben? Wie die soziale Infrastruktur im Ort verbessern, wenn wir als Kommune mit rückläufigen Steuereinnahmen kalkulieren müssen? Und welche Perspektiven eröffnen sich jungen Menschen, wenn die Unsicherheit der Pandemie sie derzeit bereits auf der Suche nach einem Schülerpraktikum scheitern lässt?

Keine Frage, die verhängten Maßnahmen tun weh. Sie bestimmen unserer Leben, erscheinen vielfach unüberlegt und ungerecht. Für nicht wenige gehen sie inzwischen an die Existenz. Krisen sind immer erhebliche Abweichungen vom Normalzustand. Krisen lösen sich nicht von allein. Dafür braucht es Entscheidungen und ein strukturiertes Vorgehen – immer unter Zeitdruck und bei fehlenden Informationen. Und vor allem braucht es Menschen, die anpacken und selbst schwierigem Lösungen mit umsetzen. Ich möchte Sie darum bitten, Teil unseres Krisenteams zu sein. Achten Sie auf sich, ihre Familien, Nachbarn und Freunde. Halten Sie sich bitte an Regeln und helfen Sie mit, die Pandemie in die Schranken zu weisen. Und schauen Sie optimistisch nach vorn, denn jede Krise hat auch ein Ende.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter