Auf dem Weg zum Online-Rathaus

Leider nur schwer werden öffentliche Verwaltungen das geprägte Bild angestaubter Aktenordner wieder los. Immer neue bürokratische Vorgaben und oft sehr starre Verfahrensabläufe prägen diesen Eindruck zusätzlich und nachhaltig. Doch im Hintergrund hat sich gerade bei uns in den vergangenen Jahren viel in Richtung Digitalisierung getan.

Neue Software-Lösungen haben das Papier weitgehend aus den Büros verdrängt. Dank leistungsfähiger Internetanbin-dung und sicherem Zugangsschutz ist heute fast jede Verwaltungsarbeit mobil möglich – ob am Besprechungstisch, aus heimischer Umgebung oder sogar am anderen Ende der Welt. Selbst die telefonische Erreichbarkeit des Schreibtischs läuft bei Bedarf als App auf dem Smartphone mit. Bei der direkten Einbindung unserer Bürger ist der digitale Nutzen aber bisher auf den Ausdruck von Formularen, die Reservierung eines Kita-Platzes oder Termin- und Ticketbuchungen beschränkt. Mit dem Online-Zugangsgesetz sollte eigentlich bundesweit ab dem Jahr 2020 der Weg für mehr digitalen Bürgerservice geebnet sein. Doch wenn Daten nicht nur im eigenen Rathaus, sondern mit Kreis-, Landes- und Bundes-behörden ausgetauscht werden sollen, wird es ungleich komplizierter.

Mit dem Umfang der Fragestellungen wächst das Ausmaß der Arbeitsgruppen und pocht der Datenschutz immer stärker auf den Tisch. Im Ergebnis steht das Konzept eines großen, quasi standardisierten Datenverbundes von Bund und Län-dern, dem wir als Gemeinde bereits beigetreten sind. Nun geht es noch in diesem Jahr um die Einbindung erster, wirklich digitaler Formulare für unsere konkreten Anwendungsfälle. Doch schon stellt sich die digitale Unterschrift als Problem dar, wenn nämlich dem Antragsteller der Weg ins Rathaus tatsächlich erspart bleiben soll. Gesetzlich geregelt wurde hierfür die Verwendung der eID des Personalausweises. Doch kaum ein Bürger weiß, was es damit auf sich hat. Und noch weniger nutzen diese Funktion trotz Freischaltung durchs Meldeamt tatsächlich. Noch weiter entfernt bleibt sogar noch der Weg zurück, wie also der jeweilige Bescheid der Verwaltung zum Besitzer der eID kommt. Der Plan dafür wird sicher als Gegenstand zukünftiger Arbeitsgruppen von Bund und Ländern reifen. Spannend wird dann vermutlich auch die Einbindung digitaler Zahlvorgänge – ob per Überweisung, mit Kreditkarte oder mittels PayPal.

Wer von Ihnen die Lösungen der Privatwirtschaft kennt oder gar global tätig ist, wird bei diesen Ausführungen sicher den Kopf schütteln. Vieles davon gilt heute eigentlich als Standard. Auch wenn Vorurteile gegenüber der Verwaltung meist nicht zutreffend sind, gegen digitale Innovation und Dynamik stellen sich bundesweit die Hürden der Bedenken. Frustration möchte ich damit aber keinesfalls zum Ausdruck bringen, eher die Herausforderungen im Hintergrund etwas beleuchten. Mit der Stärkung unseres IT-Teams wie auch des neuen Sachgebietes Informationswesen wird der Umfang digitaler Dienstleistungen schrittweise wachsen und sich dabei möglichst nahtlos in die Website der Gemeinde einbet-ten. Und wenn es mal nicht die schönste und einfachste Lösung sein sollte, hilft vielleicht dieser Beitrag, das notwendi-ge Verständnis dafür auszubringen.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

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