Gemeindliche Vorhaben haben nicht selten eine längere Vorgeschichte. So wurde anno 1995 das Ziel eines Gemeinschaftshauses im Bebauungsplan für das Eggersdorfer Zentrum per Beschluss verankert. Die zuvor an dieser Stelle bestehende Kegelbahn im Sportzentrum am Mühlenteich musste aufgrund baulicher Mängel weichen und ein Ersatz dafür wurde in die Wohnanlage am Markt integriert – wo sie bis heute besteht und durch den Sportverein bewirtschaftet wird. Das neue, als „Haus Mühle“ bezeichnete Gemeinschaftshaus sollte zukünftig für Veranstaltungen dienen und zudem gemeindlichen Zwecken besondere Nutzungsrechte einräumen. Soweit schon damals mit Weitsicht gedacht, realisiert wurde dieses Vorhaben in der Folge nicht. Erst vor gut 4 Jahren kamen erneut Überlegungen auf, ob die Ursprungsidee nicht auch aktuelle Anforderungen im Ort decken und bestehende Probleme zu lösen vermag. Intensive Diskussionen in der Gemeindepolitik und fachliche Prüfungen der Verwaltung ließen letztlich das Konzept einer eierlegenden Wollmilchsau realistisch werden.
So sieht das bereits laufende wettbewerbliche Vergabeverfahren drei barrierefreie Veranstaltungsräume vor, die zu einer Fläche verbunden werden und mit gut 240m2 dann auch größeren Zusammenkünften ausreichend Raum geben können. Vergleichbaren Flächen für Kunst und Kultur, Vereine oder Interessengruppen gibt es im Ortsteil Eggersdorf derzeit nicht. Um gerade ehrenamtliches Engagement besser unterstützen zu können, sollen zudem im Dachgeschoss auch verschiedene Lagerflächen für Material und Ausrüstung zur Verfügung stehen – natürlich per Aufzug erreichbar. Damit wäre dann auch eine Alternative zum Haus Bötzsee geschaffen, bei welchem sich seit Jahrzehnten die Baumängel stapeln und vor allem der fortschreitende Befall mit Holzschädlingen die zwangsweise Nutzungsaufgabe näher rücken lässt. Trotz des ohnehin geringen Nutzens und der fehlender Sanierbarkeit bindet der Unterhalt dieses alten Objektes jedes Jahr erhebliche Mittel im Kommunalhaushalt. Auch hierfür braucht es dringend und endlich eine Lösung.
Auffangen soll die eingeplante Veranstaltungsküche im Haus Mühle aber auch zeitweilig die Mittagsversorgung der nahen Grundschule. Deren Mensa ist inzwischen zu klein und die dortige Ausgabeküche kann aus baulichen Gründen inzwischen nur noch mit Ausnahmeregelungen betrieben werden. Abriss und Neubau setzen aber eine tragfähige Übergangslösung voraus. Auch hier drängt die Zeit und werfen die nächsten Bauaufgaben bereits ihre Schatten voraus. Auf ähnlich Problematiken stoßen wir aber auch bei den gemeindlichen Digitalisierungsanstrengungen. In den letzten vier Jahren hat sich der Umfang der kommunalen IT fast verdreifacht. Immer mehr funktioniert elektronisch und besser vernetzt. Auch die Zahl der spezialisierten Mitarbeiter ist damit inzwischen auf vier angewachsen. Mehr als schleichend Prozess, entstanden seit den 90er Jahren kleine Serverräume – meist verteilt in Kellerverschlägen und durch nachträglich installierte Klimaanlagen auf Temperatur gehalten. Treten Defekte an Rechnern oder Servern auf, landen notgedrungen Schrauben und Bauteile auf den normalen Schreibtischen unserer IT-Administratoren. Daher soll der Neubau am Mühlenteich einen zentralen Serverraum erhalten, mit modernem Sicherheitskonzept und hoher Energieeffizient. Statt klassischer Klimatisierung soll gezielte Wärmerückgewinnung einen Teil der Gebäudeheizung übernehmen. Und auch über Schreibtische kullernde Schrauben gehören dann dank ausgestatteter IT-Werkstatt hoffentlich der Vergangenheit an.
Nicht zuletzt ist aber auch der Umzug der Mitarbeiter vom Rathausstandort Petershagen ins neue Obergeschoss mit eingeplant. Mangelnde Barrierefreiheit und bauliche Defizite durch immer höhere Auflagen beim Arbeits- und Brandschutz haben den Bürgerverkehr dort schon vor etlichen Jahren unterbinden und wesentliche Dienstleistungen an den Standort Eggersdorf verlagern lassen. Hierauf mit Umbauten und Sanierungen zu reagieren ist nicht mehr wirtschaftlich. Bei derart umfangreichen Bauarbeiten – eigentlich eine vollständige Entkernung des Gebäudes – müssten auch die inzwischen hohen energetischen Vorschriften gleich mit umgesetzt werden. Anbauten wie ein Aufzug oder das notwendige Fluchttreppenhaus bedingen zudem Reduzierungen von Nutzflächen im und ums Gebäude. Viel Geld für keine Lösung! Gleiches gilt auch für die zwischenzeitlich aufgekommene Idee eines völlig neuen Rathauses. Nicht nur, dass die Gemeinde kein geeignetes Grundstück besitzt, die hohen zweistelligen Millionenbeträge dafür sind im Haushaltsplan nicht vorstellbar. Und ohne den stützenden Verwaltungsstandort dürfte das Zentrum Eggersdorf bald gänzlich leer stehen. Manchmal ist die eierlegende Wollmilchsau doch die beste Idee.
Ihr Bürgermeister
Marco Rutter