Wenn einer eine Reise tut…

…dann kommt er mit neuen Eindrücken zurück. So ging es mir auch nach meinem jüngsten Besuch bei den Schweizer Eidgenossen. Die touristisch attraktive, aber für die Wirtschaft auch herausfordernde Landschaft hat gerade in den Tälern kleine Betriebe und eine große Vielfalt an handwerklicher Qualifikation hervorgebracht. Was nur schwer über Berggipfel zu handeln war, musste eben im eigenen Tal selbst hergestellt werden. Und wenn schon ein Transport über Bergpässe notwendig wurde, dann besser von hochwertigen Produkten als nur einfach von Rohstoffen. Auch wenn die Grundlagen der Wertschöpfung historisch sind, sie bestimmen bis heute das Leben in weiten Teilen der Schweiz. Man ist stolz darauf, wenn im Käse die Milch des Nachbarhofes steckt, der Traktor in der örtlichen Werkstatt gewartet wird oder der Schrank im Wohnzimmer vom gleichen Schreiner stammt, mit dem man abends zusammen “Rösti” im Gasthaus verspeist. Nicht selten ist das Gewerbe über Generationen der Familien bewahrt geblieben. Und natürlich engagiert man sich aus dieser Tradition heraus auch ehrenamtlich im Ort, im Sozialen oder für den Erhalt seiner Umgebung.

Keine Frage, der hohe Lebensstandard und die wirtschaftliche Stärke der Schweiz resultiert aus den exportorientierten, von hoher Präzession und Innovationskraft geprägten Wirtschaftsstrukturen. Regionale Wirtschaftskreisläufe sorgen aber für Stabilität, Lebensqualität und gesellschaftlichen Zusammenhalt – dies selbst in abgelegenen Landesteilen. Und auch wenn nicht alles als Schnäppchen daherkommt, so bekommt man doch immer den persönlichen Bezug und regionale Identität als Bonus in die Tüte gepackt. Später auf dem Frühstückstisch platziert oder als Geschenk überreicht, auch die Geschichte dazu ist immer gratis erzählt.

Was aber lässt sich daraus lernen? Von Marmelade bis zu Holzschnitzereien, auch bei uns gibt es hochwertige Manufakturarbeit mit viel Liebe zum Detail. Ob Optikerhandwerk, Gastronomiebetrieb oder Schreinerei, auch der Stolz auf familiäre Tradition lässt sich bei uns im Gespräch mit den Inhabern erleben. So einfach die Suche im Online-Handel auch sein mag, das Gute findet sich aber oft so nah! Aber auch als Gemeinde müssen wir diese regionale Qualität stärker in den Blick rücken. Gemeinsames Marketing über das Netzwerk der Märkische S5-Region kann Kunden und Partner heranführen. Eine bessere Nutzung des Gewerbegebietes Am Fuchsbau oder die Reaktivierung der inzwischen unschönen Flächen in der Landhausstraße muss weiteren Platz für qualitätsbewusstes Handwerk und kreative Dienstleistung schaffen. Der Wochenmarkt in Eggersdorf könnte durchaus bauliche Verbesserungen gebrauchen und womöglich ist die alte Schmiede in der Lindenstraße eine heimelige Kulisse für einen offenen Hofladen. Regionalität braucht Unterstützung vor Ort.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

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