Notwendig oder unzumutbar?

Gerade erst, quasi als eine ihrer letzten Amtshandlungen, hat die scheidende Gemeindevertretung einem Arbeitsplan für die zukünftige Entwicklung unserer Verkehrsinfrastruktur zugestimmt. Abgeleitet wurde dieser aus den Empfehlungen einer seit 2016 stufenweise veranlassten Verkehrsuntersuchung. Mit Akribie wurden bestehende Probleme im Ortsgebiet zusammengetragen, der zukünftige Bedarf an neuralgischen Punkten hergeleitet und letztlich gezielt Einzellösung herausgearbeitet.

Dringend notwendige Verbesserungen lassen sich aber nicht ohne bauliche Maßnahmen herbeiführen. Sehr zur Freude der seit Jahren von Lärm und Schmutz Betroffenen, gleich an mehreren Stellen im Ort haben die Arbeiten bereits begonnen und ist somit endlich Besserung in Sicht. Für manchen fangen damit aber auch die Probleme erst an. Denn aus sonst sehr ruhigen Straßen, unter normalen Bedingungen fast nur von den unmittelbaren Anwohnern genutzt, werden nun plötzlich Umleitungsrouten. Egal, ob als offizielle Umfahrung und vermeintliche Abkürzung, besonders zu den Hauptverkehrszeiten, ändert sich die Situation in den betroffenen Straßen deutlich und nimmt die Belastung für die Anwohner zu. Das dies Ärger hervorruft, kann ich persönlich sehr gut nachvollziehen.

Umleitungen zeigen aber nicht nur Auswirkungen in einzelnen Anliegerstraßen. Das notgedrungen umgeleitete Fahrzeugaufkommen verteilt sich immer über eine größere Fläche. Vor allem die Hauptverkehrsachsen müssen dann mehr verkraften, mit allen Konsequenzen für die dortigen Anwohner und auch den Geh- und Radwegeverkehr. Doch auch saisonale Effekte wirken sich verstärkend aus. So wird etwa neuer Ärger mit dem einsetzenden Badespaß im Strandbad Bötzsee nicht ausbleiben. Der Problemstellungen nicht genug, drohen auch aus anderer Richtung Auswirkungen. Leidet etwa die Erreichbarkeit von Gewerbetreibenden unter der geänderten Verkehrsführung, dann stellt sich für diese mitunter die Frage der Existenz. Sperrungen verschlechtern aber oft auch die Erreichbarkeit der eigenen Wohnung und verkomplizieren die Abläufe im Alltag. Da kommt man mit den schweren Einkäufen nicht bis zur Haustür, fährt der Bus nicht an der gewohnten Haltestelle ab oder dauert der Weg zum Arzt fast doppelt so lang. Nicht zuletzt sind auch Aspekte der Sicherheit zu bedenken, wenn etwa die Verkehrsdichte vor Kindertagesstätten und Schulen ungesteuert zunimmt und mit ihr die berechtigten Sorgen der Eltern.

Entscheidungen müssen daher die Gesamtsituation und deren Auswirkungen auf alle Betroffenen zu Grunde legen – soweit wir in der Sache überhaupt selbst entscheiden können. Maßgabe ist für uns daher, die unvermeidbaren Belastungen möglichst gleichmäßig zu verteilen und so für alle auf einem erträglichen Maß zu halten. Selbstverständlich gehen wir hierfür auch allen Hinweisen und Anregungen nach und suchen permanent nach Verbesserungsmöglichkeiten. Aber so nachvollziehbar der Unmut des Einzelnen ist, es geht nicht ohne das Verständnis für die Situationen auch abseits des eigenen Gartenzaunes.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

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