Kein Platz mehr für die Post?

Nun macht sich Empörung breit und neue Gerüchte die Runde, denn die Postfiliale im Ortsteil Petershagen schließt zum Jahresanfang 2020. Als langjähriger Kunde, der gerade die gute Erreichbarkeit des Haushaltswarenladens schätzt, bedaure ich diese Entwicklung persönlich sehr. Die Zahl der Pakete nimmt in den privaten Haushalten – so auch in meinem eigenen – weiter zu. Und trotz aller Bestrebungen zur Digitalisierung müssen gerade wichtige Dokumente nach wie vor auf den Postweg gegeben werden. Ein wohnortnahes Angebot an Postdienstleistungen gehört deshalb einfach zur Daseinsvorsorge und muss unbedingt in beiden Ortsteilen erhalten werden. Hier gibt es keinen Kompromiss und auf dieses Ziel sind unsere Anstrengungen klar gerichtet.

So unverständlich die Entwicklung im Moment scheint, die Entscheidung kommt weder unerwartet noch kurzfristig. Denn die baulichen Mängel an dem Gebäude sind seit mehr als zwei Jahrzehnten bekannt, die politische Diskussion um den Abriss und den Neubau an gleicher Stelle hält seit 15 Jahren an. Durch mehrere Baugutachten in dieser Zeit belegt, gibt es leider zum jetzigen Zeitpunkt keine Alternative mehr. Die Erkenntnisse zur Sicherheit und Stabilität des Gebäudes lassen sich nicht weiter ignorieren.

Auch dem Mieter des Haushaltswarenladens blieben die baulichen Mängel natürlich nicht verborgen, waren sie doch wiederholt Anlass für deutliche Mietminderungen. Von Mietzahlungen zu befreien hilft aber nur begrenzt, die Probleme und Einschränkungen beim Betrieb des Ladens bleiben bestehen. Deshalb wurden bereits 2014 mit dem Mieter konkrete Gespräche zur Zukunft des Gebäudes geführt. Ausdrücklich kam man in der vorgenommenen Vertragsanpassung überein, dass der Zustand des Objektes ein unhaltbares Ausmaß angenommen hat. Dokumentiert wurden beispielsweise schon damals Rissbildungen und Putzabplatzungen am ganzen Gebäude, Undichtigkeiten im Dach und diverse Wasserschäden, mangelhafte und irreparabel beschädigte Fenster und Türen sowie instabile Bauteile in Folge jahrelang eindringender Feuchtigkeit. Ebenfalls im Vertrag festgehalten ist der zeitnahe Abriss des Objektes sowie die Einstellung sämtlicher Sanierungs- und Erhaltungsaufwände. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war somit allen Beteiligten klar, der Bestand des Gebäudes ist endlich und die Situation wird sich nicht mehr bessern.

Inzwischen sind weitere 5 Jahre vergangen, die natürlich ihre Spuren an der Gebäudesubstanz hinterlassen haben. Ein erneutes Gutachten aus dem Jahr 2017 weist daher auf noch gravierendere Probleme hin. Nur minimal ausgebildete Fundamente und schwankendes Schichtenwasser im Untergrund haben die Risse verstärkt und ganze Wandelemente in sich verschoben. Stabilisierende Elemente fehlen in der Gebäudestruktur ohnehin komplett, nicht einmal ein Ringanker ist im Dachbereich vorhanden. Anhaltende Starkregenereignisse – wie zuletzt 2017 – könnten daher unmittelbar zum Einsturz von Gebäudeteilen führen. Probleme an Türen, Fenstern und den kleinen Gasheizgeräten summieren sich noch hinzu.

Neben dem Haushaltswarenladen ist davon auch unsere Bibliothek unmittelbar betroffen. Mit Blick auf die Besucher beider Einrichtungen stellt sich die Frage der Sicherheit und Haftung im Schadensfall, keinesfalls kann es noch um das weitere Hinauszögern notwendiger Maßnahmen gehen. Entscheidungen sind manchmal unbequem und sie provozieren Kritik, dennoch müssen sie getroffen werden. Genau daran macht sich Verantwortung fest!

Dem bereits erklärten Ziel folgend, habe ich selbstverständlich mit der Kündigung des Mietsverhältnisses im Juni dieses Jahres eine barrierefreie Alternativfläche im Rathaus Petershagen angeboten. Eine Besichtigung dieser als auch die Aufnahme von Gesprächen zu einem möglichen Mietvertrag gab es seitens des bisherigen Betreibers nicht. Eigene Initiativen zur Suche einer Ladenfläche entziehen sich unserer Kenntnis. Da offenbar aber kein Bedarf an unserer Fläche bestand, haben wir diese nun als Übergangsstandort für die Bibliothek geplant und bereiten den Umzug derzeit vor. Parallel stehen wir seit einiger Zeit auch im direkten Kontakt mit der Gebietsleitung der Deutschen Post und suchen mit dieser gemeinsam nach einer Lösung. Aktuell hat jedoch niemand gegenüber der Post die Bereitschaft signalisiert, eine Filiale im Ortsteil Petershagen betreiben zu wollen. Daher bin ich gebeten worden, offensiv und unterstützend um einen Kooperationspartner für Postdienstleistungen im Ort zu werben. Dem möchte ich auch an dieser Stelle nachkommen: Wer ein Filialgeschäft neu aufbauen oder ein bestehendes erweitern möchte, der kann sich dazu im Rathaus melden. Gern unterstützen wir dann bei der Kontaktaufnahme zur Deutschen Post. Gleiches gilt im Übrigen auch, wenn jemand Kenntnis zu geeigneten Flächen für die Einrichtung einer Filiale hat. Vielleicht wird es uns nicht gelingen, nahtlos ein neues Angebot zu etablieren. Dennoch bleibe ich optimistisch, mit gemeinsamer Anstrengung und dem notwendigen Verständnis werden wir auch dieses Problem lösen.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

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