Wer in den vergangenen Wochen am Rathaus vorbeikam, dem drängte sich der Eindruck von Verweisung auf. Die Auflagen zum Infektionsschutz zwangen auch uns zur Schließung und versetzten Mitarbeiter ins heimische Notbüro. An normale Arbeitsabläufe war nicht zu denken. Auch wenn Video- und Telefonkonferenzen technisch gut funktionierten, notwendige Abstimmung zogen sich zeitlich in die Länge und wurden regelmäßig durch neue Krisenaufgaben unterbrochen. Dank hoher Motivation unserer Mitarbeiter und flexibler Steuerung von Verwaltungsabläufen ist es uns dennoch gelungen, nahezu alle Projekte fortzuführen oder auf den Weg zu bringen.
So schreiten beispielsweise unsere Baumaßnahmen fast ohne Verzug voran. Ob Straßenerschließung, Modernisierung der Beleuchtung, Vergrößerung des Küchenbereichs der Kita Pfiffikus, Renovierung von Klassen- und Horträumen oder Neubau der Sporthalle, die Arbeiten liegen hier weitgehend im Zeitplan. Und auch unser Bauhof hat tüchtig angepackt. Grünanlagen wurden gereinigt, mehrere vernachlässigte Ecken von Unrat beräumt und neu gestaltet sowie Wildblumensamen für die Anlage von Bienenweiden ausgebracht. Dem Ortsbild wie auch unserer Infrastruktur hat all dies merklich gutgetan.
Aber auch im Hintergrund hat sich vieles bewegt. Der umfangreiche Fördermittelantrag für die Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes wurde gestellt. Hier kann es hoffentlich bald mit der Verbesserung der Fahrradabstellmöglichkeiten sowie sicheren und kurzen Wegen zwischen Bahn und Bus losgehen. Vielfach konnte zudem die Beschaffung von Materialien sowie Handwerks- und Planungsleistungen ausgeschrieben werden. Mit der Ausschreibung für den Erweiterungsbau der Grundschule Am Dorfanger ist inzwischen ein beachtliches Auftragspaket am Markt platziert. Die große und durchweg positive Resonanz der Bieter lässt auf attraktive Angebote noch im Laufe des Sommers hoffen. Nicht nur sind damit sind die Grundlagen gelegt, um nach der Krise Stillstand zu vermeiden und die Entwicklung unseres Ortes zügig voranzutreiben.
Nicht zu vermeiden ist hingegen die Befassung mit den Auswirkungen der Krise auf unseren kommunalen Haushalt. Eingehende Stundungsanträge und erste Hochrechnungen lassen Einnahmerückgänge in Millionenhöhe erwarten. Es wird darauf ankommen, wie schnell wir vor allem wirtschaftlich wieder zum Normalbetrieb übergehen. Selbst wenn sich der private Konsum schnell erholt, entscheidend ist die Entwicklung der Investitionstätigkeit. Hier ist die öffentliche Hand ein wichtiger Auftraggebern. Kommunale Investitionen müssen dazu beitragen, dass aus der Infektionskrise keine anhaltende Wirtschaftskrise wird. Derartige Fragen werden die politischen Debatten der nächsten Wochen und Monate bestimmen. Hoffen wir auf ähnlich pragmatische Antworten, wie sie in den zurückliegenden Wochen zum Infektionsschutz möglich waren.
Ihr Bürgermeister
Marco Rutter