Bringt kommunale Wärmeplanung die Lösung?

Auch wenn das Bundesverfassungsgericht vorerst das Heizungsgesetz gestoppt hat, der politische Wille, die Heizungsräume der Bürger zu regieren, wird nach der Sommerpause erneut vorgebracht werden. Neben der Sorge vor finanzieller Überforderungen beschäftigt damit viele Eigentümer auch die Frage, welche technischen Lösung für ihre Immobilie die richtige ist. Mehr Klarheit erhofft man sich hier von der zeitgleich ins Spiel gebrachten Wärmeplanung, zu der man jede Kommune mit mehr als 10.000 Einwohnern verpflichten möchte.

Grundsätzlich kann eine zentrale Wärmeversorgung und der Aufbau von Leitungsnetzen Sinn machen und auch die wirtschaftlichere Variante sein. Etwa wenn große Mengen industrieller, sonst ungenutzter Abwärme vorhanden sind oder aber die Siedlungsdichte sehr hoch und damit die Wege eher kurz sind. Zudem galt bisher die Kopplung von Wärme- und Stromerzeugung als besonders effizient und nachhaltig, was Entscheidungen in diese Richtung beeinflusst und Förderungen ermöglicht hat. Aber auch hier drängt die Politik auf Änderungen und schränkt die technischen Möglichkeiten ähnlich drastisch ein, wie es bei der privaten Heizungsauswahl der Fall ist. Betreiber von Wärmenetzen stehen damit vor den gleichen schweren Entscheidungen wie Haus- oder Wohnungsbesitzer.

Dennoch werden wir als Kommune der Planungspflicht nachkommen müssen, wenn diese im Herbst so beschlossen wird. Wahrscheinlich sogar schon deutlich vor dem angekündigten Zieldatum 2028. Mit Blick auf die Gegebenheiten in unserem Ort wird die Wärmeplanung absehbar aber eher dezentrale, also auf das jeweilige Gebäude bezogene Heizungslösungen ausweisen. Größere und zentrale Anlagen sind lediglich in Quartieren mit höherer Anzahl an Mehrfamilienhäusern oder etwa für das nähere Umfeld unserer Schulstandorte realistisch. Viel mehr Verbindlichkeit ist aus der politisch normierten Planungsvorgabe ohnehin nicht zu erwarten, bleibt diese in der Methodik doch sehr oberflächlich und theoretisch. Nicht nur in diesem Fall lösen politische Konzepte wieder einmal erheblichen finanziellen und personellen Aufwand aus, taugen aber im Ergebnis bestenfalls für plakative Botschaften.

Davon losgelöst und positiv durch die Brille des Technikers geschaut, gibt es eine Reihe innovativer Lösungen, die wir auch verstärkt bei kommunalen Projekten einbinden werden. Einiges davon ist bereits konkret in Planung oder sogar Umsetzung. Die nüchterne Erkenntnis dabei ist, in der Regel gibt es die Lösungen nur auf dem Papier oder sind diese wenig erprobt, fehlt es an Kapazitäten für die Umsetzung und laufen die Kosten dafür schnell aus dem Ruder. Dem spitzen Stift des Kaufmanns oder der Berechnung des Ingenieurs hält so manche Idee letztlich nicht stand.

Wenn ich Ihnen also einen Rat geben darf, beschäftigen Sie sich derzeit weniger mit der Auswahl einer Heizung. Viel wichtiger ist die Frage, wie sich der Wärmebedarf Ihres Gebäudes senken lässt. Denn Heizkosten sparen lässt sich dauerhaft nur, wenn die Heizung weniger arbeiten muss – völlig unabhängig von der verwendeten Technologie. Und auch wenn der schnelle Kauf einer Gasheizung derzeit verlockend scheint, die politischen Kosten der CO2-Zertifikate werden sich in den nächsten Jahren im Gaspreis bemerkbar machen. Einfach und günstig bleibt auch diese Lösung somit nicht.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

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