Mobilität – ein individuelles Bedürfnis

Wer muss sich zu welcher Zeit durch unseren Ort bewegen? Welche Bewegungen finden innerorts statt und wie hoch ist der Anteil überörtlicher Verkehre? Welche Orte werden vorwiegend aufgesucht und auf welches Verkehrsmittel dafür zurückgegriffen? Wie wir uns fortbewegen hängt von vielen Faktoren ab, manchmal sogar vom Wetter. Deshalb widmet sich ein neues Projekt der Gemeinde zur Mobilitätsanalyse, welches im November erfolgreich gestartet ist, nicht nur diesen Fragen.

Erstmals sollen im Rahmen dieses Projektes auch altersspezifische Tagesabläufe sowie sozio-demografische Siedlungsdaten bewertet und in einer realitätsgetreuen Simulation dargestellt werden. Denn nur der genaue Blick auf Einwohnerstrukturen als auch die Erreichbarkeit und Frequentierung bestimmter Punkte im Ortsgebiet deckt konkrete Schwachstellen hinsichtlich Ort, Zeit und Tag innerhalb unseres Verkehrsnetzes auf. Und erst das Verständnis für das individuelle Mobilitätsverhalten sowie für alters- und tagesspezifische Bedürfnisse gestattet zielgerichtete Planungen und attraktive wie bedarfsgerechte Mobilitätsangebote. Dabei ist Mobilität heute längst keine Einbahnstraße mehr. Kleinteilige Lösungen wie Roller, Bikes und Lastenräder ergänzen schon heute die Nutzung des eigenen Autos als auch von Bus und Bahn. Die Elektrifizierung all dieser Verkehrsmittel lässt diese umweltfreundlicher aber zugleich auch schneller und flexibler werden.

Zudem wird der vom Gesetzgeber bereits beschrittene Weg zur Automatisierung von Fahrzeugen in absehbarer Zeit kleinteiligere und kostengünstigere Lösungen ermöglichen, insbesondere im Busverkehr und zur Einbindung selbst abgelegener Anliegerstraßen. Auch aus diesem Grund soll das Projekt innovative oder ergänzende Mobilitätsansätze aufzeigen, beispielsweise kleine Busse als direkte Zubringer zu bestimmten Tageszeiten. Ausdrücklich müssen hierbei auch altersspezifische Nutzungseinschränkungen und –gewohnheiten Beachtung finden. Die Bewertung sämtlicher Wege im Ortsgebiet in Bezug auf Reise- und Wartezeiten, aber auch Nutzerfrequenzen soll letztlich wertvolle Empfehlungen für die Neukonzeption bzw. Anpassung des öffentlichen Verkehrsangebotes geben.

Da Mobilität immer auch Geld kostet und um neue Ideen auch wirklich dauerhaft etablieren zu können, gehört selbstverständlich auch die Berechnung der Wirtschaftlichkeit zum erteilten Untersuchungsauftrag. Insgesamt also ein vielschichtiges Projekt, aber genau so vielfältig und individuell sind eben auch die Mobilitätsbedürfnisse in unserem Ort. Nur aus der ganzheitlichen Betrachtung heraus lassen sich wirkliche Mehrwerte und Qualitätsverbesserungen erzielen, nicht durch Überbetonung und gar Nutzungszwang einzelner Verkehrslösungen. Denn so zwingend Mobilität im Alltag oft ist, sie ist immer auch Ausdruck von Freiheit.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter