Geht uns das Wasser aus?

Die nun schon einige Wochen anhaltende Trockenheit lässt den überdurchschnittlich nassen Jahresanfang vergessen. Und mit steigenden Temperaturen halten Superlative und Schreckensszenarien erneut Einzug in die mediale Berichterstattung. Trotz verbreiteter Subjektivität und oft auch politischem Kalkül dahinter, jahreszeitlich starke Schwankungen und deren Auswirkungen auf die oberflächennahen Gewässer lassen sich selbst objektiv nicht negieren.

Jedoch sind wir dem keinesfalls hilflos ausgeliefert, müssen aber gerade auf kommunaler Ebene den Umgang mit dem kostbaren Nass völlig neu denken. Längst sorgen Mulden- und Rigolensysteme als quasi straßenbegleitender Standard für eine ortsnahe Versickerung und damit auch Stärkung tieferer Grundwasserschichten. Darüber hinaus verfolgen wir mit der Sanierung und teilweise auch dem Umbau von Regenwasserkanälen das Ziel, innerörtliche Wasserflächen zu stützen und deren Speichervolumen zum Ausgleich schwankender Niederschläge zu nutzen. Die Renaturierung von Teichen und Seen sowie die Anpassung der Grabenbewirtschaftung wird uns in den nächsten Jahren deutlich fordern. Mit ins Maßnahmenpaket gehört aber auch eine angepasste Bepflanzung, denn eine resistente Vegetation kann mit Trockenphasen besser umgehen und in ihrem Schatten die Verdunstung verringern. Gerade hier können auch Sie im heimischen Garten tatkräftig mithelfen. Die Vorteile liegen auf der Hand und sind schnell wahrzunehmen.

Deutlich tiefer liegen hingegen die Schichten des Grundwassers, welches die Basis für unser Trinkwasser bildet. Doch auch wenn die Versickerung bis in diese Tiefen eher Jahrzehnte dauert, so ist der Beginn dieses Prozesses an der Oberfläche auch für die langfristige Sicherung dieser Ressource entscheidend. Nur mit bewusstem Handeln bleiben natürliche Kreisläufe und unsere Lebensgrundlagen intakt.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass immer mehr Nutzungen und gegenläufige Ziele um das Trinkwasser konkurrieren. Ob Flutung ehemaliger Tagebaue, Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft, neue industrielle Verfahren, flächensparende Siedlungsverdichtung oder die Vernässung von Moorlandschaften, die Liste potenzieller Nutzungen wird immer länger. Ohne eine Priorisierung und den Ausgleich der verschiedenen Interessen wird es folglich nicht gehen. Und auch die Trink- und Abwasserwirtschaft wird sich auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen müssen. Ansprüche ausgewogen und verlässlich zu bedienen wird nur im größeren Netzverbund und in der Fläche ausgesteuert gelingen. Fernleitungssysteme und die Nutzung geografischer wie geologischer Speicher, wie sie in anderen Bundesländern oder auch in vielen europäischen Regionen lange erprobt sind, werden auch in Brandenburg umgesetzt werden müssen. Unvermeidlich wird die Bewirtschaftung des Wassers in den nächsten Jahren komplexer – kommunal, regional wie auf Landesebene. Und klar, die neue Form des Wirtschaftens wird ihren Preis haben. Aber vielleicht wird dies dem Wert der Ware „Wasser“ auch besser gerecht.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

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