Es geht voran – Abriss in der Lindenstraße

Inzwischen sind die Arbeiten beim Abriss des Gebäudekomplexes in der Lindenstraße weit fortgeschritten. Der marode Zustand und die über Jahrzehnte erfolgte Flickschusterei war in der Abrissphase gut zu erkennen. Große Mengen an Asbestzementplatten, PAK- und asbesthaltiger Dachpappe, krebserregender KMF-Dämmung sowie quecksilberhaltiger Leuchtstoffröhren und PCB-haltiger Kondensatoren wurden sorgfältig per Hand demontiert und fachgerecht der Entsorgung zugeführt. Der verbleibenden, ohnehin von Rissen geprägten Hochbausubstanz konnte im Anschluss der Abrissbagger kräftig entgegentreten. Nach Baustoffen sortiert erfolgen nun der Abtransport und das geordnete Recycling.

Eine unschöne Überraschung erlebte die beauftragte Fachfirma gestern beim Abriss der Fundamente des Gebäudekomplexes in der Lindenstraße. Direkt unterhalb des ehemaligen Tankstellenshop, der zuletzt als Lagerfläche des Haushaltswarenladens genutzt wurde, kam ein alter Tank zum Vorschein. Mit schwerer Technik konnte an dieser Stelle nicht weitergearbeitet werden. Mittels Handschachtungen wurde daher der Bereich freigelegt und näher untersucht. Es stellte sich heraus, dass der etwa 6.000 Liter fassende Behälter mit einer stark öligen und geruchsintensiven Flüssigkeit randvoll gefüllt ist. Die Substanz wird nun labortechnisch untersucht und eine fachgerechte Entsorgung der Flüssigkeit vorbereitet. Es ist wohl nur der Stahlqualität zu verdanken, dass wir von einem Gebäudeeinsturz und einer massiven Ausweitung der ohnehin bestehenden Umweltbelastungen im Umfeld der alten Tankstelle verschont blieben.

Vermutet hatten wir einen Tank an dieser Stelle eigentlich nicht, konnten aber diesen Bereich nicht im Vorfeld untersuchen. In den 20er Jahren wurde auf dem Gelände ein Werkstattkomplex errichtet, der zumindest 1925 in Nutzung war. Spätestens ab 1929 gehörte auch eine Tankstelle zum Betrieb. In den folgenden Jahrzehnten gab es diverse Um-, An- und Ausbauten, die nicht vollständig dokumentiert sind aber unterschiedlichen Nutzungen entsprachen. Die Tankstelle selbst wurde irgendwann in den 30er Jahren rekonstruiert und um einen Tankstellenshop erweitert. In diesem Zuge erfolgte offenbar eine Überbauung von Teilen der Tankanlagen. Wie lange die Tankstelle die Tankstelle in Betrieb war, ist nicht genau zu ermitteln. Die Angaben reichen hier von bis mindestens 1945 bis Anfang der 50er Jahre oder sogar in privater Nutzung bis in die 60er hinein.

Die veranlassten Bodenuntersuchungen aus dem Jahr 2019 lassen weitere Behälter und Rohrleitungssysteme im Untergrund erwarten. Ziemlich sicher ist zumindest ein weiterer Tank, der sich quer zur Straße und bis an den Gehweg heran befindet. Hoffen wir also, dass uns auch an den anderen Verdachtsflächen die Qualität der Anlagen vor größeren Schäden bewahrt hat. Nicht nur für unsere Umwelt und vor allem den natürlichen Wasserhaushalt sind die Aufklärung und Entsorgung der Altlasten wichtige und zugleich richtige Schritt. Mit Transparenz in diesen Fragen und von Altlasten befreit kann es dann auch mit der Änderung des Bebauungsplans und der Orientierung auf einen Neubau weitergehen. Eingeleitet ist das Planverfahren ja bereits.

P.S. Eine Erkenntnis zu den Fundamenten: Während an einer Stelle ein fast zwei Meter hoher Betonbrocken als Gründung zum Vorschein kam, war eine Gründung des Gebäudes im Bereich der alten Bibliothek fast nicht vorhanden. Nur wenige Zentimeter reichten die gemauerten Ziegel hier einfach in den Boden.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

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