Im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern werde ich oft gefragt, warum an dieser oder jener Stelle noch nicht mit dem ersehnten Bauvorhaben begonnen wurde. Ob Jugendliche, junge Familien oder betagte Senioren, jeder erwartet zeitnah eine Lösung für seine Probleme und die Deckung des drängenden Bedarfs. Was aber meist nicht bekannt ist, für den Bau einer Kita, Schule, Sport- und Kulturstätte oder eines Seniorenzentrums bedarf es einer vorausgehenden Bauleitplanung. Als genormtes und gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren sind in diesem gleich mehrfach Bürgerschaft, Umwelt- und Wasserschutzbehörden, übergeordnete Institutionen der Kreis- und Landesplanung, Baulastträger von Kreis- und Landesstraßen oder bundesweit tätige Naturschutzverbände zu beteiligen. Die Aufzählung ist keinesfalls abschließend, die Liste der Wortmeldungen entsprechend lang. Ebenso groß ist das Spektrum der vertretenen Meinungen. Das eigentliche Ziel und der Grund für Planungen geraten dabei schnell ins Hintertreffen, wenn jeder nur von seinem Problemverständnis ausgeht und die Empathie für die Sorgen und Nöte anderer ausbleibt. Schnelle und pragmatische Lösungen sind so wenig realistisch. Erheblich groß ist daher der Aufwand, die unterschiedlichen Interessen auszugleichen, Planungen dafür anzupassen, diverse Fachgutachten zu erstellen und zugleich die eigentlich beabsichtigte Problemlösung als Leitlinie im Bewusstsein zu halten. Fühlt sich womöglich jemand unzureichend im Verfahren berücksichtigt, dann stehen ihm auch dafür Rechtsmittel offen. Selbst dafür gibt es leider Beispiele bei uns im Ort. Wann und durch wen gebaut wird, stellt sich als Frage erst im nächsten Schritt – mit neuen Genehmigungserfordernissen und der Aufgabe der Finanzierung des Vorhabens. Erklärbar sind diese Zusammenhänge durchaus, bei den Betroffenen rufen sie aber wenig Verständnis hervor. In der Regel folgt die ernüchternde, gelegentlich aber auch die emotionale Erkenntnis, dass die eigene Lebensphase womöglich nicht mehr bis zum Planungshorizont reicht. Umso wichtiger ist es, dass Ihre Bedürfnisse als Gewicht in die Waagschale kommen. Denn es sind allzu oft die Leisen, um die es eigentlich geht.
Ihr Bürgermeister
Marco Rutter