Mit Regenwasser haushalten – eine kommunale Aufgabe

Schaut man in die Niederschlagsstatistik, so bleiben die Jahresmengen weiterhin konstant. Im Detail betrachtet nehmen aber die Trockenphasen in ihrer Länge zu und steigt die Zahl der Tage mit Starkniederschlägen. Vertraut man auf die Prognosen der Klimaexperten, so wird sich dieser Trend in den nächsten Jahren weiter verstärken. Dies zwingt uns als Kommune über den regionalen Wasserhaushalt neu und verstärkt nachzudenken. Denn Niederschlag im natürlichen Wasserhaushalt zu halten und zugleich auch Infrastruktur und Bebauung vor Schäden durch große Wassermassen zu schützen, ist Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung. Dazu gehört auch, das Eindringen von Regen in das öffentliche Abwassersystem zu verhindern. Was über Kanäle im Klärwerk landet, dass fehlt der Vegetation im Ort und kann keinen Beitrag mehr zur Grundwasserneubildung leisten. Die Größe dieses Problems in der Region lässt sich der Statistik des WSE entnehmen. Im eher trockenen Jahr 2019 lag der Anteil des „Fremdwassers“ im Abwassernetz allein in unserem Ort bei über 45.000 m³.

Zur Problemlösung wird es verstärkt darauf ankommen, Regen und Tauwasser gezielt in Gewässer wie den Giebelsee, den Teilungssee oder den Ratsteich einzuleiten und diese als natürliche Speicher zu nutzen. An einigen Stellen betreiben wir hierfür bereits gesonderte Rohrsysteme und werden diese voraussichtlich noch in diesem Jahr mit dem Bau weiterer Anlagen in der Wiesenstraße in Richtung Teilungssee erweitern. Aber auch Grabeneinmündungen freizuhalten und Wasserflächen durch Sanierung zu erhalten gehört zum Arbeitspaket. So ist der Plan, den Kleinen Giebelsee zu sanieren inzwischen weit fortgeschritten und soll im nächsten Jahr endlich umgesetzt werden. Wesentlich sind aber auch die speziell ausgestalteten Mulden und Rigolen, die bereits vielfach im Ort angelegt wurden und in der Fläche verteilt eine Versickerung ermöglichen. Diese von parkenden Fahrzeugen freizuhalten ruft zwar manchmal den Unmut der Anwohner hervor, ist aber zum Funktionserhalt zwingend erforderlich. Auf Unverständnis trifft manchmal auch die Bedeutung des Straßen- oder Wegebaus für die Stärkung des natürlichen Wasserhaushalt. Aber die seit Jahrzehnten befahrenen „Sandpisten“ sind oft dicht wie Beton. Das hier nur wenig versickert und folglich der Anteil der Verdunstung zu hoch ist, davon zeugen noch lange nach dem Regen stehende Pfützen. Erst mit der gezielten Profilierung von Verkehrsflächen sowie der ingenieurtechnischen Bemessung von Regenmengen und Versickerungssystemen gelingt uns ein nachhaltiger Umgang mit dem kostbaren Nass. Richtig ausgewählt und gepflanzt können aber auch Bäume und Sträucher einen Beitrag leisten. Jedoch wirken diese als Schattenspender nur dann positiv, wenn ihr eigner Wasserbedarf möglichst gering bleibt. Beim notwendigen Grünumbau im Ort orientieren wir uns daher seit gut zwei Jahren an der Pflanzkonzeption zur Anpassung an den Klimawandel, welche durch unsere Ortsgruppe der Lokalen Agenda erarbeitet im Jahr 2019 mit dem Bundesnachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde. Es bleibt also viel zu tun und schon diese kurze Darstellung zeigt, wie vielschichtig und komplex die an uns gestellten Aufgaben sind.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

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