Stark wie ein Baum – gilt nicht mehr immer

Zeigt sich das Wetter doch häufig von seiner wechselhaften Seite, sind es vor allem die Extreme, unter denen unsere heimische Vegetation besonders leidet. So fällt einigen Baumarten der stete Wechsel zwischen nassen Füßen und ausgedörrtem Boden besonders schwer. Lassen anhaltende Trockenheit und Überhitzung die Blätter vertrocknen, stellen die Gehölze die Wasserversorgung und damit Nahrungsaufnahme über die Wurzeln ein. Dies schwächt insbesondere Bäume nachhaltig und macht sie anfälliger für Pilz- und Schädlingsbefall.

Ob Bastkäfer in den Eschenbeständen, Brandkruste an Linde, Ahorn oder Kastanie, Prozessionsspinner in Eichen und Kiefern, Rußrindenkrankheit am Bergahorn oder Borkenkäfer in der Rinde der Kiefern, Fichten oder Lärchen, nahezu keine Baumart in unserem Gemeindegebiet bleibt von derartigen Folgen verschont. Hinzu kommen Probleme schlech-ter Standortbedingungen, etwa durch festgefahrene Grünstreifen, Kabel- und Rohrleitungsarbeiten, nährstoffarme Böden sowie erhöhte Windlasten durch Fällungen oder Sturmschäden in der direkten Nachbarschaft. Der Blick ins Baumkataster zeigt ein inzwischen erschreckendes Ausmaß an Baumschäden. Dabei betreffen unsere regelmäßigen Begutachtungen nur den kommunalen Baumbestand. Ähnliche Entwicklungen dürften auch die privaten Bestände zu verzeichnen haben.

Um zumindest dem Schädlingsbefall an einigen Stellen Einhalt zu gebieten, wurde auch der Einsatz spezieller Mittel in Erwägung gezogen. In der Abwägung zwischen Vor- und Nachteilen dürfte dies aber keine generelle Option sein. In besonders gravierenden Fällen und auf öffentlichen Flächen bleibt eine Fällung zur Wahrung der Verkehrssicherheit leider unumgänglich. Aktuell betrifft dies 62 Straßenbäume, deren Standsicherheit nicht mehr gegeben oder erheb-lich eingeschränkt ist. Besonders schwer wiegt diese Entwicklung, da auch einige Baumriesen in geschützten Alleen dazu gehören.

Zukünftig wird unser praktizierter Ansatz nicht mehr genügen, bei der Auswahl von Baumarten für Neupflanzungen nur auf Bodenverhältnisse und Resilienz gegenüber klimatischen Veränderungen zu achten. Gab lange Zeit der Straßenname die Baumart vor, sind es gerade die damit geschaffenen Monokulturen, die etwa bei einem Schädlingsbefall ganze Straßenzüge in Mitleidenschaft ziehen. Fehlt aber dort womöglich abrupt und umfassend der schattenspen-dende Bestand, setzen sich die klimatischen Auswirkungen in den Anliegergärten negativ fort.

Nicht nur um dem vorzubeugen, werden wir voraussichtlich ab September mit Nachpflanzungen in großer Zahl zur Schließung bestehender Lücken beginnen. Die nun von Fällungen betroffenen Standorte werden allerdings erst nach einer notwendigen Ruhephase des dortigen Bodens neu belegt werden können. Stellen müssen wir uns aber auch verstärkt den Aufgaben einer optimalen Zuführung von Niederschlagswasser und des besseren Schutzes der begleitenden Grünstreifen. Alt wie ein Baum – dafür kommt es heute mehr denn je auf die richtigen Rahmenbedingungen, auf einen bewussten Umgang mit unserer Vegetation, regelmäßige Kontrolle und intensive Pflege an.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

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