Wohin rollt die Kugel?

Nun schon zwei Jahre beschäftigt die Frage zur Zukunft der Kegelbahn im Herzen von Eggersdorf die Gemüter. Bereits zeitnah nach Schließung des darüber befindlichen Cafés wurden Verhandlungen mit dem Eigentümer aufgenommen, um eine nahtlose Fortführung des Vereinssports zu gewährleisten. Eigentlich schon als Beschluss der Gemeindevertretung gefasst, unterliegt das Vorhaben eines kommunalen Erwerbs jedoch weiterhin einem Sperrvermerk. Bis zur Klärung der zentralen Frage, ob eine Auslastung des Objektes dauerhaft gewährleistet ist, sichern Mietvereinbarungen den Zugang zur Sportanlage.

Mit dem Qualitätssiegel „Bundeskegelbahn“ ausgestattet, genügen die vier Bahnen im Souterrain auch den Anforderungen offizieller Wettkämpfe. So ist es nicht verwunderlich, wenn Vereinsmitglieder bei Meisterschaften auf Bundesebene Erfolge feiern und unseren Ort so auch als Werbebotschafter repräsentieren. Und nicht nur die Blau-Weißen Kegler bevölkern die Anlage, auch eine beachtliche Zahl von Freizeitsportler schätzt die Bewegung auf dieser.

Aber selbst wenn die Sportler gelegentlich im Café Jubiläen feiern und den sozialen Treffpunkt neben dem Training schätzen, für die Räumlichkeiten im Erdgeschoss ist derzeit nur eine geringere Auslastung gegeben. Deshalb wurde das Gespräch mit anderen Vereinen des Ortes gesucht, um diese gezielt für eine Gemeinschaftsnutzung zu begeistern – bisher allerdings wohl mit mäßigem Erfolg.

Wie also in der Sache entscheiden? Im Grundsatz ist die Idee der gemeinschaftlichen Nutzung richtig. Denn diese stärkt das Zusammenleben und wirkt zeitgleich hohen finanziellen Belastungen einzelner Vereine entgegen. Aber ist der Blick auf die geregelte Nutzung durch Vereine wirklich ausreichend? Gibt es womöglich andere Interessengruppen mit ähnlichem Bedarf?

Festzustellen ist, sowohl unter den Vereins- als auch den Freizeitsportlern sind überwiegend unsere Senioren vertreten. Die aktive Gestaltung dieser Lebensphase ist ein erfreulicher Trend, dem sich auch die gut 3.200 Senioren unsere Gemeinde nicht entziehen. Aber auch diese Zahlen sind nur eine Momentaufnahme. Mit dem notwendigen Weitblick wird erkennbar, mehr als die Hälfte unserer Einwohner hat bereits ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert. Durch die starken Jahrgängen der Generation 55+ wird sich die Zahl der Senioren in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln. Für einen lebendigen Ort und das Wohlbefinden in diesem steigt der Bedarf an Freizeit- und Begegnungsstätten absehbar an. Die Zahl der Vereinsmitglieder wird deutlich zunehmen und Interessenvielfalt neue Formen und Angebote hervorbringen.

Außer dem baufälligen Haus Bötzsee bietet der Ortsteil Eggersdorf dafür wenig Potenzial, erst recht nicht in zentraler Lage und mit guter Anbindung an den Nahverkehr. Zudem ist der Platz für die Realisierung neuer Begegnungsstätten im Ortsmittelpunkt kaum vorhanden. Und auch die Attraktivität des Ortskernzentrums insgesamt ist bei der Abwägung von Bedeutung. Die gelungene Mischung aus Wohnen und Gewerbe wird nur zu erhalten sein, wenn kulturelles Angebot und gesellschaftliches Leben diese umrahmen. Es wäre daher fatal, nicht auf vorhandene Infrastrukturen und die Erschließung von Synergien zu setzen. Es geht um den Kegelsport, aber eben nicht nur.

#Zusammenleben #Ortsentwicklung

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