Komplex und langwierig

Im Gespräch mit Bürgerinnen und Bürgern werde ich oft gefragt, warum an dieser oder jener Stelle noch nicht mit dem ersehnten Bauvorhaben begonnen wurde. Ob Jugendliche, junge Familien oder betagte Senioren, jeder erwartet zeitnah eine Lösung für seine Probleme und die Deckung des drängenden Bedarfs. Was aber meist nicht bekannt ist, für den Bau einer Kita, Schule, Sport- und Kulturstätte oder eines Seniorenzentrums bedarf es einer vorausgehenden Bauleitplanung. Als genormtes und gesetzlich vorgeschriebenes Verfahren sind in diesem gleich mehrfach Bürgerschaft, Umwelt- und Wasserschutzbehörden, übergeordnete Institutionen der Kreis- und Landesplanung, Baulastträger von Kreis- und Landesstraßen oder bundesweit tätige Naturschutzverbände zu beteiligen. Die Aufzählung ist keinesfalls abschließend, die Liste der Wortmeldungen entsprechend lang. Ebenso groß ist das Spektrum der vertretenen Meinungen. Das eigentliche Ziel und der Grund für Planungen geraten dabei schnell ins Hintertreffen, wenn jeder nur von seinem Problemverständnis ausgeht und die Empathie für die Sorgen und Nöte anderer ausbleibt. Schnelle und pragmatische Lösungen sind so wenig realistisch. Erheblich groß ist daher der Aufwand, die unterschiedlichen Interessen auszugleichen, Planungen dafür anzupassen, diverse Fachgutachten zu erstellen und zugleich die eigentlich beabsichtigte Problemlösung als Leitlinie im Bewusstsein zu halten. Fühlt sich womöglich jemand unzureichend im Verfahren berücksichtigt, dann stehen ihm auch dafür Rechtsmittel offen. Selbst dafür gibt es leider Beispiele bei uns im Ort. Wann und durch wen gebaut wird, stellt sich als Frage erst im nächsten Schritt – mit neuen Genehmigungserfordernissen und der Aufgabe der Finanzierung des Vorhabens. Erklärbar sind diese Zusammenhänge durchaus, bei den Betroffenen rufen sie aber wenig Verständnis hervor. In der Regel folgt die ernüchternde, gelegentlich aber auch die emotionale Erkenntnis, dass die eigene Lebensphase womöglich nicht mehr bis zum Planungshorizont reicht. Umso wichtiger ist es, dass Ihre Bedürfnisse als Gewicht in die Waagschale kommen. Denn es sind allzu oft die Leisen, um die es eigentlich geht.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

Innovation bringt Bürgernähe

Auch wenn man der Corona-Pandemie nur wenig Positives zuordnen mag, im Verwaltungsalltag hat sie selbst die vielen kleinen Schnittstellen zu unseren Bürgerinnen und Bürgern ins Blickfeld geschoben. Was sonst so nebenher und oft unbewusst funktionierte, verlangte plötzlich nach einer praktikablen Alternative. Selbst da, wo bereits über eine zukünftige Digitalisierung nachgedacht wurde, mussten folglich Planungsprozesse beschleunigt werden. Ob neue Funktionen auf unserer Website, Erweiterungen des Terminbuchungssystems, der Online-Verkauf von Eintrittskarten fürs Strandbad oder die Einrichtung diverser Service-Hotlines, die technischen Möglichkeiten sind heute umfangreicher und haben sich nicht nur bei Impftagen und Testangeboten bewährt. Dank neuem Ausstattungskonzept macht für Sie als Anfragende oder Hilfesuchende kaum noch einen Unterschied, ob unsere Mitarbeiter mobil Arbeiten oder am bekannten Schreibtisch sitzen. Doch auch ohne die Verknüpfung zur digitalen Welt lassen sich Dinge verbessern. Für die Rückgabe von ausgeliehenen Medien steht seit einigen Wochen ein glänzender Rückgabeautomat am Bibliotheksstandort Petershagen. Unabhängig von den sonst geltenden Öffnungszeiten, lassen sich über diesen sowohl Bücher als auch CDs und DVDs unkompliziert und bei Bedarf auch fristgerecht zurückgeben. Vielleicht ist damit auch ein zusätzlicher Anreiz gegeben, das umfangreiche Angebot unserer Gemeindebibliothek zu nutzen oder diesem die Treue zu halten. Damit nicht genug, schauen wir schon mit Vorfreude auf die nächste Neuerung im Rathausablauf. Geplant für Ende Oktober, wird dann ein Dokumententerminal zur Ausstattung gehören und insbesondere die Leistungen des Einwohnermeldeamtes sinnvoll ergänzen. Der Zugewinn an Komfort und Service soll es Ihnen dann auf Wunsch ermöglichen, beantragte Ausweise, Pässe oder Führungszeugnisse selbst am Abend, noch schnell auf dem eigenen Arbeitsweg oder selbst am Wochenende einfach abzuholen. Sie werden lediglich benachrichtigt, sobald die gewünschten Dokumente bereit liegen und Ihr Fingerabdruck öffnet das zugeordnete Schließfach.

Und auch wenn es bei der Umsetzung unter Zeitdruck manchmal etwas hakte, der Erfahrungsgewinn der letzten Monate ist wertvoll und lässt uns mit Nachdruck weiter vorangehen. Sicherheits- und Datenschutzanforderungen stellen uns dabei ebenso vor Herausforderungen wie die Suche nach einfach zu bedienenden Lösungen. Zunehmend deutlich wird auch der Bedarf an einem neuen Serverraum, mit ausreichend Platz, ausfallsicherer Technik und energieeffizienter Klimatisierung. Für mehr Service und Qualität muss letztlich auch unsere Infrastruktur mitwachsen. Sehr gern nehmen wir aber auch Ihre Ideen und Anregungen entgegen – denn Bürgernähe lässt sich dann zielführend organisieren, wenn wir Ihre individuellen Bedürfnisse und Tagesabläufe besser verstehen.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

Bewegung im Ortsteil Eggersdorf

Seinerzeit als integrierendes Ortszentrum gedacht, ist inzwischen viel vom ursprünglichen Charme der Wohnanlage Am Markt auf der Strecke geblieben. Mit der Aufgabe der Gastronomie verlor das Zentrum auch für das gesellschaftliche und kulturelle Leben an Bedeutung,. Und bisweilen hinterließ der Leerstand bei Büro- und Geschäftsräumen ein trauriges Bild. Zeitgleich veränderte sich aber auch der Bedarf an Einzelhandelsversorgung, Sport- und Vereinsflächen als auch an Geh- und Radwegeverbindungen. Höchste Zeit also, die Dinge neu und im Zusammenhang zu denken. Mit dem angestoßenen Planverfahren für die alte Gewerbefläche an der Karl-Marx-Straße 21-23 soll nun im hinteren Teil der Standort für eine neue Sporthalle nebst Außensportgelände geschaffen werden. Neben dem Vereinssport erhält hier auch der Schulsport endlich ordentliche Bedingungen. Zur Hauptstraße hin soll sich der örtliche Einzelhandel neu konzentrieren – modern, frisch und aus der umliegenden Wohnbebauung ideal zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar. Fahrten mit dem Auto werden so vermieden und insbesondere Senioren bleiben im Alltag länger unabhängig. Gerade den älteren Menschen unter uns dürfte auch der richtungsweisende Beschluss, das vorgesehene Baufeld am Hasenweg für unterschiedlichste Formen von Seniorenwohnen und Pflege auszuweisen, deutlich entgegenkommen. Sind es doch von dort kaum mehr als 400 m bis zur Apotheke, zum Friseur oder dem Einkauf von Süßigkeiten für die Enkel. Zukünftig soll auch der Park am Mühlenteich entwickelt und besser eingebunden werden, sollen hier Grünflächen zum Verweilen und Flanieren einladen. Mit ausgebauten Wegebeziehungen vom Mühlenteich über den Erlensteg zur Rotdornstraße gestalten sich Fuß- und Radverkehr entspannter und sicherer, sowohl für Schüler als auch Senioren. Komplettieren könnte den Ortskern zukünftig ein Bürgerhaus. Bestehendes Baurecht neben der Kletterwand bietet hierfür bereits die notwendigen Voraussetzungen. Aus der Verbindung von Altem und Neuem lassen sich so Synergien erschließen. Die Berücksichtigung unterschiedlicher Bedürfnisse bringt Menschen zusammen und das Leben an den Markt zurück.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

Wie weiter mit Giebel- und Teilungssee

Den geringen Niederschlägen der letzten Jahre geschuldet, hinterlassen die kleinen Seen in unserem Ort derzeit einen traurigen Eindruck. Nur noch Teilflächen weisen eine geschlossene Wasserfläche auf, beim kleinen Giebelsee vermag man selbst diese nicht mehr zu erkennen. Dafür erobern dichte Röhrichte und unkrautartiger Weidenbewuchs zunehmend die Flächen. Für den südlichen Teil des Giebelsee wurde daher schon im vorigen Jahr ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben und mit umfangreichen Beprobungen der abgelagerten Sedimente begonnen. Umfassende Untersuchungen geben auch immer den Anlass, den Blick zurück auf die historische Entwicklung zu richten. Rückblickend sind starke Schwankungen des Wasserstandes weder beim Giebelsee noch beim Teilungssee ungewöhnlich. Alte Erhebungen zum kleinen Giebelsee weisen hier eine Spanne zwischen 500m² und 10.000m² aus. Anders ist aber heute der Umgang mit diesen Wasserflächen. Als geschützte Biotope klassifiziert, ist es uns als Gemeinde nicht mehr gestattet, einfach unter Einsatz von Technik die einstigen Wasserflächen von Bewuchs freizuhalten. Dies führt in der Konsequenz dazu, dass Verlandungsprozesse ungehindert und sich selbst verstärkend voranschreiten. Fallende Blätter und absterbende Vegetation liefern dabei beste Wachstumsbedingungen im nachfolgenden Frühjahr. Die Prozesse sind durchaus mit denen des heimischen Komposthaufens vergleichbar. Das Absurde an dem gesetzlich garantierten Schutz, der Lebensraum für Fische ist heute schon weitgehend verschwunden, der für Amphibien wird dem wohl folgen. Noch sind Enten und Rallen anzutreffen. Nach vollständiger Verlandung wird es wohl eher die Heimat von Amsel und Rotkehlchen werden. Dem Schutzgedanken folgend, mag womöglich ein Biotop das nächste ablösen. Wenn Gesetze aber nicht mehr sinnvoll ausgestaltet sind, dann stehen sich Umwelt- und Naturschutz selbst im Weg. Es ist daher nur richtig und konsequent, wenn wir uns verstärkt auf die ursprüngliche Funktion unserer Seen besinnen – als wertvolle Lebensräume, hilfreiche Speicher in Starkregenphasen und wichtigen Beitrag zum Mikroklima im Ort. Und nicht zu vergessen, dienen unsere Seen auch der Erholung und gestatten den persönlichen Bezug zur Natur. Nur wenn Flora und Fauna aktiv erlebt werden können, weicht der Verbotscharakter von Gesetzen der inneren Überzeugung und gesellschaftlichem Engagement. Hoffen wir also nach der politischen Sommerpause auf eine Fortsetzung der Diskussion, die all dem gerecht wird.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

In Entwicklung…

Für die meisten Augen und Ohren noch unbemerkt, hat sich in den letzten Wochen in Richtung Entwicklung und Verbesserung der Infrastruktur im Ort einiges getan. Mit dem Beschluss zum Bebauungsplan für das Bahnhofsumfeld ist ein wesentlicher Schritt für den Um- und Ausbau dieses Bereichs geschafft. Dank der zeitgleich vorangetriebenen Detailplanungen, kann mit der Ausschreibung der Bauleistungen und voraussichtlich noch in der Sommerphase mit der Umsetzung des Vorhabens begonnen werden. Nach den Abrissarbeiten in der Lindenstraße und endlich erreichter Klarheit zum Umfang der Bodenbelastungen, steht nun auch für diese Fläche die Fortführung der Bauleitplanung auf der Tagesordnung. Ziele des eingeleiteten Planverfahrens sind insbesondere die Unterbringung der Bibliothek in einem neuen Gebäude sowie die Ertüchtigung des Geh- und Radweges zur Lindenstraße hin. Aber nicht nur hier steht die Verkehrsinfrastruktur im Fokus. Mit dem Abschluss der Vorplanungen zur Erneuerung der Brücke über das Mühlenfließ in Richtung Bruchmühle ist auch dort ein Meilenstein erreicht. Dieser bildet aktuell die Basis für die Abstimmungen mit den Nachbarkommunen. Im Ergebnis ist auch hier das Planverfahren zielgerichtet weiterzuführen. Gänzlich andere Infrastrukturen erfahren derzeit im Planverfahren zur Alten Gärtnerei verstärkte Aufmerksamkeit. Wo und wie soll zukünftig der Schwerpunkt Seniorenwohnen und Seniorenpflege berücksichtigt werden? Welcher Standort ist für die vorgesehene Kita der Richtige und wie groß muss diese ausfallen? Die Entwicklung dieser Industriebrache muss sich an den Bedürfnissen der Menschen im Ort orientieren. So stehen bei den neu initiierten Planungen für das Ortszentrum Eggersdorf auch die Bedürfnisse unserer Grundschüler wie auch der Sportvereine im Mittelpunkt, denn vorgesehen ist hier die Realisierung einer neuen Sporthalle. Die Arbeitsintensität wird somit auch in der Sommerphase nicht nachlassen.

Da wirkt umso erfreulicher, dass wir uns dank abschwächender Pandemie auf den (Urlaubs-)Weg in Richtung Normalität begeben können. Der zurückgewonnenen Freiheit bei Erholung und Freizeitgestaltung schaue sicher nicht nur ich erwartungsfroh entgegen. Ganz in diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine fröhliche, aktive, eindrucksvolle und erlebnisreiche Ferienzeit. Nutzen wir die Zeit, um Kraft zu tanken und mit frischen Ideen die vor uns liegenden Aufgaben anzugehen.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

(Wirt-)schafft im Ort

Bereits seit den ersten urkundlichen Erwähnungen tragen Handwerks- und Dienstleistungen wesentlich zum Gedeihen unseres Ortes bei. Waren es zum Anfang hauptsächlich Schmiede und Zimmerer, die neue Häuser entstehen ließen und den Pferden neue Hufe verpassten, so folgten mit dem technischen Fortschritt bald zahlreiche Werkstätten und Manufakturen. Selbst der Handel hat eine lange Tradition, gab es doch neben Kolonialwaren auch Produkte der heimischen Landwirtschaft an den Mann oder die Frau zu bringen. Vielleicht ist es unsere Entwicklungsgeschichte oder auch nur die gute Luft und günstige Lage, mit gut 1.300 Gewerbeanmeldungen erfreuen sich Gründung und Aufbau der eigenen Existenz bei unseren Bürgern ungebrochener Beliebtheit. Etwas genauer betrachtet dominiert noch immer das Hand-werk, fast gleichauf gefolgt vom Handel. Und auch körpernahe Dienstleistungen sind inzwischen ein beachtlicher Teil unserer Wirtschaft.

Einen hohen Stellenwert genoss das Gewerbe in den zurückliegenden Jahren jedoch nicht. Bedingungen für dessen Entfaltung wurden selten mit bedacht. Ablehnung formierte sich aus der Darstellung von zu laut, zu geschäftig, einfach unpassend – Stimmen, die auch heute wieder laut werden. So manchen erfolgreichen Gründer trieb es daher zur Wanderschaft in einen der umliegenden Orte. Dabei sind wir alle nahezu täglich auf Handwerks- und Dienstleistungen angewiesen. Örtliche Nähe fördert Transparenz und Kundenbindung, erst sie ermöglicht schnelle und unkomplizierte Lösungen. Doch der Beitrag zum Gemeinwohl ist weit größer, denn bis auf etwa 1,7 Mio. Euro summieren sich die kommunalen Einnahmen aus der Gewerbesteuer inzwischen. Der Erfolg des Gewerbes trägt somit auch zum Ausbau unserer Infrastruktur und zur Verbesserung kommunaler Leistungen bei. Verantwortung übernehmen Unternehmer aber nicht nur mit ihren Steuerzahlungen. Große Teile des Vereinslebens, so manche Veranstaltung oder beispielsweise die Bewahrung historischer Bausubstanz wäre ohne die breite, materielle und finanzielle Unterstützung unserer Gewerbetreibenden nicht möglich. Es wird also endlich Zeit, auch die Bedürfnisse unserer Unternehmer in den Fokus zu rücken. Nachhaltige Ortsentwicklung braucht Unternehmergeist – vor 688 Jahren wie auch heute.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

Alte Gärtnerei mit neuen Zukunft!?

Seit fast 25 Jahren bemüht sich die Gemeinde nun schon um neue Perspektiven für die Alte Gärtnerei an der Landsberger Straße. Eigentümer und Investoren für die private Fläche gaben sich in dieser Zeit die Klinke in die Hand, zahlreiche Konzepte und Ideen wurden verfolgt und diverse Planungen angestoßen. Leider ohne Erfolg, die Ernüchterung wurden jedesmal größer. Und mit der Ernüchterung wuchsen auch die Probleme, denn umweltschädliche Altlasten und marode Bausubstanz entsorgen sich nicht von selbst. Die Begeisterung dürfte daher verständlich sein, als ein neuer Eigentümer damit aufwartete, endlich die schwere Aufgabe anpacken zu wollen. Doch wenn Macher in Erscheinung treten, dann sind Kritiker und Gegner nicht weit. So ranken sich dieser Tage viele Mythen und Apokalypsen um die gerade erst begonnene Planung. Vom Kollaps angrenzender Straßen, der ungezügelten Besiedlungen wertvoller Feldflächen oder geldgierigen Immobilienhaien ist etwa die Rede. Natürlich bringen neue Planungen auch Veränderungen mit sich und rufen diese auch Ängste hervor. Genau deshalb gibt es auch offene, transparente und langwierige Planverfahren. Um die Probleme der alten Industriebrache und darüber hinaus für unseren Ort zu lösen, braucht es Mut, Gestaltungswillen und kluge Entscheidungen. Es gilt die Chancen zu ergreifen, kleinteiligen Wohnraum für die Jungen und Alten in unserem Ort zu schaffen. Denn wer heute altersbedingt sein Grundstück nicht mehr bewirtschaften kann oder aus dem Elternhaus heraus seinen ersten Hausstand gründen möchte, dem bleibt allzu oft nur die Aufgabe seiner Heimat. Auch eine neue Kita und ein Seniorenzentrum sollen im Plangebiet entstehen. Gut ein Drittel der Fläche ist zudem einem Landschaftspark vorbehalten, durch den zahlreiche Geh- und Radwege zum Bahnhof oder zur Bushaltestelle führen sollen. Hinter all diesen Zielen fällt nicht zurück, dass es auch um die Beseitigung von Ruinen sowie riesiger Mengen an Müll und Unrat mitten in unserem Trinkwasserschutzgebiet geht. Derart komplexe Sachverhalte lassen Entscheidungen nicht leichtfallen. Allem gerecht zu werden, gleicht ohnehin einem Spagat. Entscheidungen sind aber immer dann klug und richtig, wenn sie einen möglichst großen Nutzen erzielen – für Familien, junge und alte Menschen unter uns, die Verbesserung unserer Infrastruktur, das Ortsbild und die Umwelt. Packen wir es gemeinsam an!

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

Vertrag für Grundschulerweiterung geschlossen

In den letzten sechs Jahren bedingte der Anstieg der Schülerzahlen zahlreiche Einschränkungen und Improvisationen des Schul- und Hortbetriebes am Grundschulstandort Petershagen. Die Zeit der Umnutzung von Fachräumen, versetzter Pausen wegen fehlendem Platz für die Mittagsversorgung oder klassenübergreifend gebündelter Nachmittagsbetreuung geht nun dem Ende entgegen. Nach Beschluss der Gemeindevertretung wurde vor wenigen Tag der Vertrag für die Errichtung eines Erweiterungsbaus geschlossen. Diesem Schritt ging fast 1 Jahr Vorbereitung und eine europaweite Ausschreibung voraus. Erstmals in der Geschichte des Ortes wird die Realisierung dieses Bauvorhaben in eine Hand gegeben. Zum Festpreis und mit vertraglich klar geregelten Bauzeiten, Vertragsstrafen und Gewährleistungsansprüchen bekommt die Gemeinde am Ende ein schlüsselfertiges und funktionsfähiges Gebäude übergeben. Und dieses hat nicht nur mit seinen 16 Klassenräumen, 2 Fachräumen und 10 Horträumen für den zukünftigen Schulalltag viel zu bieten. So sind Klassen- und Horträume zusammenhängend angeordnet und nach Jahrgängen gegliedert. In Verbindung mit den jeweils 100m2 großen, zentralen und offenen Lerninseln erlaubt dieses Konzept eine sehr flexibles Lernen und Arbeiten, aber auch eine attraktive Pausen- und Freizeitgestaltung. Mit 350m2 Fläche bietet die neue Mensa nicht nur genug Platz für die Essenspause, bei Einschulungen oder Schulaufführungen passen dann endlich auch Familien und Gäste mit hinein. Flächendeckende Lüftungstechnik sorgt zudem für ein gutes Raumklima. Als Effizienzgebäude geplant, mit begrünten Dachflächen versehen und über eine eigene Photovoltaikanlage mit Strom versorgt, sinken die Betriebskosten und leistet das Gebäude sogar einen Beitrag zum Klimaschutz. Gut 11 Mio. Euro wendet die Gemeinde für den Neubau auf. Bei dieser Summe darf daher auch die außerschulische Nutzung nicht unbeachtet bleiben. Geschickte Abgrenzungen im Außenbereich und ein durchdachtes Schließsystem eröffnen Möglichkeiten sowohl für Vereine als auch für Kulturveranstaltungen. Fehlt noch eine Aussage zur Fertigstellung und Inbetriebnahme. Vereinbart ist dafür der 19.08. nächsten Jahres – gerade rechtzeitig zur Einschulung für das Schuljahr 2022/23.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

Es geht voran – Abriss in der Lindenstraße

Inzwischen sind die Arbeiten beim Abriss des Gebäudekomplexes in der Lindenstraße weit fortgeschritten. Der marode Zustand und die über Jahrzehnte erfolgte Flickschusterei war in der Abrissphase gut zu erkennen. Große Mengen an Asbestzementplatten, PAK- und asbesthaltiger Dachpappe, krebserregender KMF-Dämmung sowie quecksilberhaltiger Leuchtstoffröhren und PCB-haltiger Kondensatoren wurden sorgfältig per Hand demontiert und fachgerecht der Entsorgung zugeführt. Der verbleibenden, ohnehin von Rissen geprägten Hochbausubstanz konnte im Anschluss der Abrissbagger kräftig entgegentreten. Nach Baustoffen sortiert erfolgen nun der Abtransport und das geordnete Recycling.

Eine unschöne Überraschung erlebte die beauftragte Fachfirma gestern beim Abriss der Fundamente des Gebäudekomplexes in der Lindenstraße. Direkt unterhalb des ehemaligen Tankstellenshop, der zuletzt als Lagerfläche des Haushaltswarenladens genutzt wurde, kam ein alter Tank zum Vorschein. Mit schwerer Technik konnte an dieser Stelle nicht weitergearbeitet werden. Mittels Handschachtungen wurde daher der Bereich freigelegt und näher untersucht. Es stellte sich heraus, dass der etwa 6.000 Liter fassende Behälter mit einer stark öligen und geruchsintensiven Flüssigkeit randvoll gefüllt ist. Die Substanz wird nun labortechnisch untersucht und eine fachgerechte Entsorgung der Flüssigkeit vorbereitet. Es ist wohl nur der Stahlqualität zu verdanken, dass wir von einem Gebäudeeinsturz und einer massiven Ausweitung der ohnehin bestehenden Umweltbelastungen im Umfeld der alten Tankstelle verschont blieben.

Vermutet hatten wir einen Tank an dieser Stelle eigentlich nicht, konnten aber diesen Bereich nicht im Vorfeld untersuchen. In den 20er Jahren wurde auf dem Gelände ein Werkstattkomplex errichtet, der zumindest 1925 in Nutzung war. Spätestens ab 1929 gehörte auch eine Tankstelle zum Betrieb. In den folgenden Jahrzehnten gab es diverse Um-, An- und Ausbauten, die nicht vollständig dokumentiert sind aber unterschiedlichen Nutzungen entsprachen. Die Tankstelle selbst wurde irgendwann in den 30er Jahren rekonstruiert und um einen Tankstellenshop erweitert. In diesem Zuge erfolgte offenbar eine Überbauung von Teilen der Tankanlagen. Wie lange die Tankstelle die Tankstelle in Betrieb war, ist nicht genau zu ermitteln. Die Angaben reichen hier von bis mindestens 1945 bis Anfang der 50er Jahre oder sogar in privater Nutzung bis in die 60er hinein.

Die veranlassten Bodenuntersuchungen aus dem Jahr 2019 lassen weitere Behälter und Rohrleitungssysteme im Untergrund erwarten. Ziemlich sicher ist zumindest ein weiterer Tank, der sich quer zur Straße und bis an den Gehweg heran befindet. Hoffen wir also, dass uns auch an den anderen Verdachtsflächen die Qualität der Anlagen vor größeren Schäden bewahrt hat. Nicht nur für unsere Umwelt und vor allem den natürlichen Wasserhaushalt sind die Aufklärung und Entsorgung der Altlasten wichtige und zugleich richtige Schritt. Mit Transparenz in diesen Fragen und von Altlasten befreit kann es dann auch mit der Änderung des Bebauungsplans und der Orientierung auf einen Neubau weitergehen. Eingeleitet ist das Planverfahren ja bereits.

P.S. Eine Erkenntnis zu den Fundamenten: Während an einer Stelle ein fast zwei Meter hoher Betonbrocken als Gründung zum Vorschein kam, war eine Gründung des Gebäudes im Bereich der alten Bibliothek fast nicht vorhanden. Nur wenige Zentimeter reichten die gemauerten Ziegel hier einfach in den Boden.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter

Fördermittel bewilligt

Die im letzten Jahr erstellte Planung zur Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes hat inzwischen alle fachlichen Prüfungen bestanden und neben dem Förderbescheid des Landkreises ist nun auch die Mittelbewilligung des Landes im Rathaus eingegangen. Damit es mit der Verbesserung der Umsteigemöglichkeiten zwischen Bus und Bahn losgehen kann, ist nun noch eine Anpassung der Bauleitplanung an das bestätigte Konzept erforderlich.

Abweichend von den bisher geltenden Vorgaben soll ein im bisherigen Bebauungsplan zuvor als private Grünfläche eingestufter und derzeit brach liegender Teil von 1.300m2 als Verkehrsfläche gewidmet werden. Notwendig ist dies, um dort insbesondere die gut 60 zusätzlichen und überdachten Fahrradabstellplätze realisieren zu können. Im Gegenzug wird nochmals die gleiche Flächengröße als öffentliche Grünfläche neu ausgewiesen. Diese soll der Erweiterung des parkartigen Charakters in Richtung Giebelsee dienen und mit drei großkronigen Laubbäumen, Sträuchern und einer Blumenwiese gestaltet werden. Darüber hinaus soll auch die Zahl der Baufelder für neue Gebäude auf dem Vorplatz von zuvor drei auf lediglich eine kompakte Fläche unmittelbar an der Lessingstraße reduziert werden.

Durch diesen Verzicht gewinnen wir den notwendigen Platz für zwei überdachte Haltestellen. Eine dritte Haltestelle eröffnet zudem den Spielraum für ein Rufbussystem, welches unabhängig von Regelfahrplan die Attraktivität des Nahverkehrs mit steigern wird. Selbstverständlich sind alle Wege zwischen den Bus- und Bahnangeboten kreuzungs- und barrierefrei ausgestaltet. Der Hürdenlauf über die Lessingstraße gehört damit ebenso der Vergangenheit an wie die mangelnde Eignung der Wege für Menschen mit Geh-, Hör- oder Seheinschränkungen. Die Zahl der PKW-Stellplätze bleibt hingegen etwa auf dem bisherigen Niveau. Der leichte Anstieg um 8 Plätze betrifft vor allem Kurzzeitstellflächen sowie zusätzliche Ladesäulenstandorte für Elektromobilität.

Das verbleibende Baufeld soll speziell der Errichtung eines Dienstleistungsgebäudes dienen, in welches Post- und Fahrraddienstleistungen, eine öffentliche und barrierefreie Toilette und auch ein Angebot an Reisebedarf einziehen könnten. Carls Café und das alte Bahnhofsgebäude bleiben zudem erhalten. Dem grünen Ortsbild gerecht werdend, zählt auch die aufwertende Pflanzung von 12 neuen Bäumen zwischen den Verkehrsflächen zur aktuellen Planungsgrundlage. Deren Auswahl basiert auf dem Projekt zur Auswahl klimaangepassten Baumarten für das Gemeindegebiet, für welches unsere Lokale Agenda mit dem Bundesnachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde. Weitere 12 Bäume, als natürliches Blätterdach ausgebildet, sollen vom Bahnsteig kommend einen ansprechenden Eindruck vermitteln und zum Verweilen im Schatten einladen. Vielleicht lassen die anstehenden Veränderungen bei Ihnen Sorgen hinsichtlich des zentral stehenden und das Bild prägenden Walnussbaums aufkommen lassen. Für diesen soll der Schutz sogar erweitert werden. Denn mit den neuen Festlegungen darf im Umfeld nur wasser- und luftdurchlässiges Material verbaut werden, um dem betagten Baum ein noch langes Leben zu ermöglichen.

So als Grünraum mit den Anforderungen eines modernen ÖPNVs sowie mit einem energieeffizientem LED-Beleuchtungskonzept verknüpft, soll schon zum Sommer hin mit den Arbeiten für einen attraktiven und zukunftsfähigen Verkehrsknoten begonnen werden. Und auch an anderer Stelle wird es mit dem Mobilitätswandel vorangehen, denn auch die Fördermittel für weitere Ladesäulen im Ort sind bewilligt worden. Dazu aber später mehr.

Ihr Bürgermeister
Marco Rutter